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Garding: Empathischer Roboter unterstützt im Pflegealltag

Sie kann den Kopf drehen, die dreidimensionalen Augen bewegen und auf Fragen reagieren: Der soziale Roboter Elli unterstützt den Pflegealltag im Martje-Flohrs-Haus der Stiftung Diakoniewerk Kropp in Garding (Kreis Nordfriesland). Seit dem 15. Juli lernen die 48 Bewohnerinnen und Bewohner den Roboter Elli kennen, sagte Andrea Schacht bei der Vorstellung am Montag. Ziel des Pilotprojekts sei es, innovative Technologien zu nutzen, um die Lebensqualität der Menschen durch mehr soziale Interaktionen zu erhöhen.

Ellis Blick folgt den vorbeigehenden Bewohnern mithilfe einer kleinen Kamera in der Stirn, direkt unter dem Ansatz einer Mütze, die ihr die Bewohnerin Martha Brodersen gestrickt hat. „Elli ist ein Mädchen, sie brauchte eine bunte, lustige Mütze“, sagt Brodersen. Den Namen Elli hätten die Pflegerinnen und Pfleger für den sozialen Roboter ausgesucht. Bei den Bewohnerinnen und Bewohnern der Einrichtung kommt Elli gut an. Auch Brodersen unterhält sich öfter mit dem Roboter, Floskeln oder Wartezeiten auf Antworten stören die Rentnerin nicht: „Elli muss halt nachdenken.“

Im Gegensatz zu anderen Robotern habe Navel, wie das Modell bei seinen Herstellern heißt, besondere empathische Fähigkeiten: „Das ist einzigartig“, sagt Claude Toussaint von „navel robotics“. Seit sechs Jahren arbeitet Toussaint mit einem siebenköpfigen Team an dem sozialen Roboter. „Navel soll proaktiv sein und zum Fragen und Denken anregen.“

Diese soziale Interaktion sei medizinisch hilfreich. „Pflegen kann Elli natürlich nicht, soll sie auch nicht“, sagt Schacht. Allerdings konnten bei vorangegangenen Tests schnell Verbesserungen der kognitiven Fähigkeiten der Bewohnerinnen und Bewohner festgestellt werden. „Bei Demenzkranken konnte schon nach sechs bis acht Wochen eine Verbesserung festgestellt werden“, ergänzt der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Diakoniewerk Kropp, Sven Roßmann.

Als Konkurrenz sehen die Pflegekräfte den Roboter nicht. Elli sei ergänzend tätig und nicht ersetzend. Auch wenn die meisten Menschen bessere empathische Fähigkeiten haben, hätte der Roboter einige Vorteile. Toussaint: „Menschen können das zwar besser, aber nicht so lange. Zwölf Stunden am Stück immer freundlich sein und von keiner Frage genervt – das ist schon eine Art Superkraft.“

Abgeschlossen sei die Entwicklung natürlich nicht. Mit jedem monatlichen Update werde versucht, Elli noch ein bisschen empathischer und selbstständiger zu machen. „Mit dem nächsten Update soll der Roboter auch die Mimik seiner Gesprächspartner erkennen“, erklärt Toussaint. Das nächste große Ziel sei dann die Autonomie des Robotors. „Sie sollen sich selbstständig fortbewegen und die Menschen am Gesicht erkennen, ohne, dass sie ihren Namen sagen müssen“, sagt Toussaint.

Wer genau die vollständigen Kosten von 48.000 Euro für Elli trägt, stehe noch nicht fest. „Wir suchen noch nach unterstützten Fördermitteln oder Spenden“, sagt Roßmann. Über den normalen Pflegesatz sei das Projekt nicht finanzierbar. Trotzdem schaue er zuversichtlich auf die gemeinsame Zukunft der Bewohnerinnen und Bewohner und Elli. Der Roboter sei „für uns als Unternehmensverbund ein wichtiger Schritt in die Zukunft“, sagte Roßmann. In Kürze könne auch im Pflegeheim „Zum Öhr“ in Schleswig ein solcher Roboter begrüßt werden.