Pasewalk/Wismar/Kühlungsborn. Neu als junger Kirchenmusiker in einer Gemeinde – und gleich mal alles anders machen? Auf keinen Fall, sagt Julius Mauersberger. Der 27-Jährige hat vor drei Jahren die Stelle des Kirchenmusikers in der vorpommerschen Stadt Pasewalk übernommen und ein breites Spektrum an Gruppen vorgefunden: eine Kantorei, die anspruchsvolle Chorwerke singt, einen Posaunen- und einen Gospelchor, außerdem verschiedene Bands, alles in allem mit fast 90 Beteiligten…
„Ich fand es wichtig, erstmal daran anzuknüpfen“, sagt Mauersberger, der in Weimar studiert hat. Seine Vorgänger hätten hier einen Grundstein ohnegleichen gelegt. Allerdings: Der Kinderchor war zuletzt sehr klein. „Den baue ich jetzt wieder auf.“
Generationswechsel "eine Chance"
Was sich in einer Gemeinde bewegt, wenn ein neuer Kirchenmusiker anfängt, zumal, wenn er frisch vom Studium kommt, sei immer spannend, sagt Landeskirchenmusikdirektor Frank Dittmer in Greifswald. „Die musikalischen Gruppen sind ja die größten, lebendigsten Gruppen in den meisten Gemeinden.“ Und Mecklenburg-Vorpommern habe in den vergangenen Jahren einen Generationenwechsel erlebt: Viele ältere Kantoren gingen in Rente, viele junge kamen nach. „Das ist eine Chance“, glaubt Dittmer. „Ich beobachte bisher jedenfalls nicht, dass die jungen mit allen Traditionen brechen wollen – aber dass sie offener sind für neues Liedgut als manche älteren.“
Ungefähr das ist es auch, was die Kirchengemeinde Kühlungsborn gerade erlebt. Der junge David Suchanek, der vorher freiberuflich als Organist arbeitete und hier im Oktober seine erste hauptamtliche Stelle antrat, will erstmal alles am Leben erhalten, was sein Vorgänger aufgebaut hat. Aber ein paar Veränderungen schweben ihm auch vor. „Ich wünsche mir eine größere Aufgeschlossenheit gegenüber neuem Liedgut im Gottesdienst“, sagt der 33-Jährige, der in Lübeck und Freiburg studiert hat. Lieder wie die von Paul Gerhard und Martin Luther seien zwar ein Schatz, „das Altbewährte ist unglaublich wertvoll. Aber es gibt eben auch wunderschöne neue Lobpreislieder, die man singen kann“. Ganz vorsichtig wolle er die Gemeinde heranführen.
Gemeindepastor Matthias Borchert erlebt das als Bereicherung. „Wir hatten auch vorher einen guten Kirchenmusiker, aber jeder ist ein anderer Typ und bringt neue Impulse hinein“, meint er. Suchanek habe zum Beispiel eine fabelhafte Art, aus der kleinen Orgel im Gottesdienst alles herauszuholen, „oft klatschen die Leute danach“. Bereichernd sei auch, wie stark er den Posaunenchor, den Gesangschor und einzelne Musiker in die Gottesdienstgestaltung einbeziehe. „Er baut hier was auf und da lasse ich ihm Freiraum.“