Von Claudia Ludwig
Vor zwei Wochen hatten wir im Ausschuss „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ unsere erste zweitägige Klausurtagung nach der Konstituierung der Landessynode vor einem Jahr. Endlich die Gelegenheit, uns mit etwas Zeit persönlich zu begegnen, Zeit dafür, nicht nur das Notwendigste abzuarbeiten, sondern uns auszutauschen und näher kennenzulernen.
Einen großen Teil der Zeit haben wir dem Klimaschutz gewidmet: Was muss weiterentwickelt und was angepasst werden? Doch wir haben uns auch Zeit genommen, über die, man muss nun sagen, damalige Lage in der Ukraine zu sprechen und Vorschläge zu entwickeln, wie dieses wichtige Thema Platz in der Frühjahrstagung finden könnte.
Niemand von uns hat es wohl ernsthaft für möglich gehalten, zu erkennen, in welcher Lage sich die Ukraine und Europa nun befinden. Das Thema Frieden wird sicher wieder ganz oben auf der Tagesordnung der nächsten Synodentagung Anfang April stehen: Denn ohne Frieden sind Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung gar nicht zu erreichen, die dringend notwendigen Anstrengungen für den Klimaschutz teilweise vergeblich.
Noch in der letzten Legislaturperiode haben wir um zwei Papiere zur Friedensarbeit der EKBO gerungen. Im April 2018 hat die Landessynode beschlossen, „Kirche des gerechten Friedens“ zu werden und alle zur Befassung mit Fragen der Friedensethik aufgerufen. Unter anderem wurden der Ausbau ziviler Konfliktprävention und die Umsetzung der Postulate der Friedensdenkschrift der EKD aus dem Jahr 2007 gefordert, ebenso Rüstungskontrollen und ein schrittweises Verbot von Waffenexporten.
Dazu hat der Ausschuss 2020 der Kirchenleitung ein Konzept für eine strukturierte Friedensarbeit in der EKBO vorgelegt. Wir befürchteten, dass beide Papiere nur zur Kenntnis genommen und dann in einer Schublade verschwinden würden. Doch jetzt sind wir als Synode aufgefordert, sie hervorzuholen und die dort entwickelten Positionen unter den derzeitigen Umständen anzusehen.
Wie lässt sich Friedensarbeit in unserer Landeskirche noch aktiver gestalten und sichtbar machen? Wie kann der Diskurs unter der aktuellen Herausforderung aufgenommen und befördert werden? Wie stehen wir als Kirche und als Einzelne zu Fragen wie Rüstung, Waffenlieferungen und atomare Abschreckung, die nun unter anderen Vorzeichen wieder diskutiert werden? Was können wir tun und wie gehen wir damit um, dass wir auf die eine und auf die andere Weise schuldig werden (können)?
Einstweilen lasst uns einstehen für die Bewahrung der Schöpfung, für Gerechtigkeit und für den Frieden und beten, für die Menschen in der Ukraine, aber auch in den anderen Kriegsgebieten dieser Welt, deren Schicksal uns durch den Krieg auf europäischem Boden auf einmal viel dichter vor Augen steht. Shalom!