Auf der Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) den Terror der Hamas verurteilt. „Wir stehen in voller Trauer und Schmerz an der Seite Israels“, sagte sie laut einer Mitteilung am Dienstagabend in Frankfurt am Main. „Dieser Angriff auf Frauen, Männer und Kinder in Israel ist ein Angriff auf die Menschlichkeit.“ Roth war für Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eingesprungen, der angesichts des Kriegs zwischen Israel und der Hamas kurzfristig nach Israel und Ägypten gereist war.
„Mehr denn je brauchen wir die Literatur als Quelle der Empathie über kulturelle Grenzen hinweg“, unterstrich Roth. Dafür stehe das Programm des Ehrengastlandes Slowenien. Auch der Direktor der Buchmesse, Juergen Boos, hatte vor der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse vom 18. bis 22. Oktober den Terror der Hamas gegen Israel verurteilt. „Wir verurteilen auch die, die den Terror finanzieren“, sagte Boos. Er äußerte sein Mitgefühl mit allen Menschen in Israel und Palästina, die unter dem Krieg litten. Auf der Buchmesse gehe es um Menschlichkeit, die Messe könne einen kleinen Teil zur Lösung des Konflikts beitragen.
Unterdessen haben laut einem Bericht des Senders Al Dschasira Verlegerverbände und Behörden aus Indonesien, Malaysia, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ägypten ihre Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse wegen deren Solidaritätserklärung mit Israel zurückgezogen. „Ich bin sehr enttäuscht über Absagen wegen der Politik“, sagte Direktor Boos. „Das ist eine Katastrophe für uns. Wir wollen Menschen zusammenbringen.“ Der Direktor äußerte die Hoffnung, die Vertreter zur Teilnahme zurückzugewinnen. Auf der Buchmesse gehe es um menschliche Begegnungen und um Menschlichkeit, sagte Boos.
Die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs, verwies darauf, dass auch in Deutschland extreme Positionen und Nationalismus mehr Zuspruch erhielten und demokratische Grundwerte immer mehr Angriffen ausgesetzt seien. „Demokratie, Freiheit und Vielfalt sind Eckpfeiler unserer Gesellschaft. Wir müssen sie verteidigen, als Einzelne, Branche und Gesellschaft“, sagte sie. Die Buchbranche brauche dafür stabile Rahmenbedingungen. Schmidt-Friderichs forderte eine staatliche Förderung der Verlage. Auch Autorinnen und Autoren müssten von ihrer Arbeit leben können. Die generative Künstliche Intelligenz verletze derzeit das Urheberrecht.
Die britische Umweltjournalistin und Autorin Gaia Vince machte darauf aufmerksam, dass die Klimaerhitzung im Laufe der kommenden Jahre zu einer bisher ungekannten Migrationswelle führen werde. Neue Städte würden von Migranten im Norden gegründet werden. Doch wenn die Migration gut geplant werde, bereichere sie die Gesellschaften. „Wir brauchen Denken über politische Grenzen hinaus“, sagte sie. „Wir können Migration steuern.“
Die 75. Frankfurter Buchmesse seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde neben der Kulturstaatsministerin Roth von der Staatspräsidentin des Ehrengastlandes Slowenien, Natasa Pirc Musar, am Dienstagabend eröffnet. Zu Festreden wurden der slowenische Philosoph Slavoj Zizek und die Lyrikerin Miljana Cunta erwartet.
Während der Messetage sind Besucherinnen und Besucher zu literarischen und politischen Gesprächen eingeladen. Zahlreiche bekannte Autorinnen und Autoren werden für das Publikum erwartet, darunter Cornelia Funke, Daniel Kehlmann, Ursula Poznanski, Alice Hasters, Kerstin Gier, Marc-Uwe Kling oder Peter Wohlleben. Am Sonntag erhält der Schriftsteller Salman Rushdie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.