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Forscherin: So können Unternehmen psychische Gesundheit fördern

Immer mehr Beschäftigte erkranken seelisch: Jeder zehnte Fehltag geht inzwischen auf psychische Beschwerden zurück. Die Ursachen sind komplex, die Folgen weitreichend. Doch Unternehmen können gegensteuern.

Die Unternehmenskultur spielt aus Sicht der Psychologin Margit Löbner eine wichtige Rolle für die psychische Gesundheit von Beschäftigten. “Förderlich sind ein gut zu bewältigendes Arbeitspensum, Wahlmöglichkeiten, Kontrolle, Anerkennung, Belohnung, ein unterstützendes Team, aber auch Aspekte wie Respekt und soziale Gerechtigkeit am Arbeitsplatz”, sagte sie im Interview der Zeitschrift “Psychologie Heute” (Juli-Ausgabe).

Im Arbeitsschutzrecht ist zudem eine vorbeugende psychische Gefährdungsbeurteilung vorgesehen. Etwa durch Befragungen oder Workshops soll ermittelt werden, welche Risikofaktoren die Arbeitsaufgaben, aber auch soziale Beziehungen oder die Form der Arbeit bergen. Dieses Instrument werde noch zu selten genutzt, sagte Löbner.

Beschäftigten riet die Expertin wiederum, die eigene Gesundheit zu pflegen und rechtzeitig das Gespräch mit Vorgesetzten oder dem Betriebsrat zu suchen, wenn es einem nicht gut gehe. “Menschen mit großem Idealismus geraten schneller in ein Burnout als andere und sollten besonders aufmerksam sein.” Ein Burnout sei in vielen Fällen eine Art “Zwischenstation” auf dem Weg in eine Depression, für die das Risiko wiederum bei “Tätigkeiten mit hohen Anforderungen bei gleichzeitig geringem Spielraum” erhöht sei.

Arbeit sei jedoch nicht nur eine Belastung, betonte Löbner, sondern auch “ein starker Resilienzfaktor. Sie ist zentral in unserem Leben, kann Sinn stiften und unser Selbstwirksamkeitserleben in vielerlei Hinsicht stärken.” In skandinavischen Ländern gebe es daher die Möglichkeit einer Teilzeitkrankschreibung, was für viele Menschen mit psychischen Erkrankungen hilfreich sei.

Im vergangenen Jahr hatten sich nach Angaben von Krankenkassen so viele Arbeitnehmer wie noch nie wegen psychischer Probleme krankgemeldet. Im Zehnjahresvergleich sind die Fehltage wegen psychischer Beschwerden demnach um fast die Hälfte gestiegen.