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Forscherin: Einsamkeit am Arbeitsplatz kann gelindert werden

Viel Arbeit, schlechtes Betriebsklima, keine Kollegenkontakte – Auf dem Arbeitsplatz kann es schnell einsam werden. Forscherin Sarah Wright sagt, was die Unternehmensleitung dagegen tun kann – und wo Grenzen sind.

Unternehmen sollten sich nach Ansicht der Forscherin Sarah Wright aktiv gegen Einsamkeit ihrer Mitarbeiter am Arbeitsplatz einsetzen. Dazu könnten Austauschmöglichkeiten geschaffen werden, wie regelmäßige Mittagessen, “bei denen das Unternehmen das Essen bezahlt, oder lockerer Small Talk am Anfang eines Meetings”, sagte die Marketingforscherin der Universität Canterbury in Neuseeland im Interview der “Süddeutschen Zeitung” (Dienstag).

Einsamkeit sei schon weit vor den Beschränkungen der Corona-Pandemie ein Problem am Arbeitsplatz gewesen, so die Forscherin. Leute sind immer beschäftigter geworden, der Arbeitsalltag ist zunehmend durchgetaktet, und die Arbeit an sich ist oft sehr transaktional – also alles nur ‘Ich mache meinen Job, du machst deinen, fertig.'” Auch häufigere Jobwechsel als früher sorgten dafür, dass zu Kollegen keine tiefere Bindung aufgebaut werden könne. “Am Ende fühlt man sich dann wie ein Einzelkämpfer.”

Davon können laut Wright auch ansonsten extrovertierte und sehr soziale Menschen betroffen sein, “weil es an Gelegenheiten zur Interaktion fehlt oder die Kultur einfach nicht stimmt”. Im schlimmsten Fall könne sich Einsamkeit Einzelner auch auf das gesamte Betriebsklima auswirken. “Wenn ich mich isoliert fühle, interpretiere ich das Verhalten meiner Kollegen vielleicht negativ. Ich reagiere dann zurückhaltend oder abweisend, was dazu führt, dass sich andere von mir distanzieren. So breitet sich das Problem aus – wie ein Virus”, erklärt die Forscherin.

Aufgabe des Arbeitgeber sei es dann zunächst, das Problem anzuerkennen und angehen zu wollen. “Dabei gibt es einfache Maßnahmen, die jeder Betrieb umsetzen kann, ohne dass es kompliziert wird – zum Beispiel kleine soziale Events oder Möglichkeiten für informelle Gespräche.” Wichtig sei es aber, niemanden zu solchen Events zu zwingen. “Manche Menschen ziehen es vor, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren und ihre sozialen Bedürfnisse außerhalb des Arbeitsplatzes zu decken. Solange diese Haltung nicht negativ auf das Team oder die Unternehmenskultur wirkt, sollte sie akzeptiert werden”, betonte Wright.