Was heute Social Media ist, waren vor 500 Jahren Lieder: Forscher der Universität Bayreuth haben zusammen mit internationalen Experten aus Germanistik, Niederlandistik und Musikwissenschaft belegt, dass Lieder an der Schwelle zur Neuzeit ähnliche Funktionen hatten wie heute Soziale Netzwerke im Internet.
„Die Lieder und insbesondere die Liebeslieder des 15. und 16. Jahrhunderts wurden von der Literaturwissenschaft bislang wenig beachtet“, sagte Cordula Kropik vom Lehrstuhl für Germanistische Mediävistik an der Universität Bayreuth, laut Mitteilung am Donnerstag in Bayreuth. Bei den Liebesliedern des 15. und 16. Jahrhunderts handele es sich um Stücke, die sehr eng in soziale Zusammenhänge eingebunden sind: „Diese Lieder lassen Phänomene von kollektiver Verfasserschaft und produktiver Rezeption erkennen, wie wir sie heute ganz ähnlich in der Populärkultur sehen.“
Zusammen mit Stefan Rosmer vom Lehrstuhl für Germanistische Mediävistik an der Uni Bayreuth und internationalen Experten hat Kropik einen Sammelband publiziert. „Unsere Ergebnisse schaffen die Grundlage für eine Neubewertung der Liedkultur des 15. und 16. Jahrhunderts. Wir profilieren einen Forschungsansatz, der Lieder an der Schwelle zur Neuzeit in den Zusammenhang einer kollektiven Praxis stellt, die sozusagen nach dem Prinzip post, like and share funktioniert. In diesem Sinne könnte man sie als Social Media des 15. und 16. Jahrhunderts bezeichnen“, so Kropik. (00/0010/02.01.2025)