Die digitale Welt ist Fluch und Segen zugleich. Seit etwa 20 Jahren verändert sie unser Leben. Nachdem in den ersten Jahren die bestechenden Vorteile dieser Revolution im Blick waren, werden jetzt auch die Risiken, Auswüchse und Schäden immer deutlicher (Seite 10). Trotzdem hat es keinen Zweck, jetzt nur noch die dunklen Seiten zu sehen und die neue Technik in Bausch und Bogen zu verdammen.
Denn erstens lässt sich die Entwicklung nicht zurückdrehen. Statt – um im Bild zu sprechen – gegen Windmühlenflügel zu kämpfen, sollte man darauf achten, ihnen nicht in den Weg zu laufen. Und ihre gewaltigen Drehbewegungen nicht nur als Bedrohung ansehen, sondern versuchen, ihre Energie zu nutzen.
Denn zweitens: Die digitale Welt birgt gewaltige Chancen. Natürlich kann man sagen: Dieser neumodische Kram ist nichts für mich. Aber viele, die sich dann doch einmal testweise auf die neuen Medien einlassen, wollen die Möglichkeiten anschließend nicht mehr missen (Seite 6: Online-Seelsorge).
So geht es auch immer mehr Senioren. Gerade die Tablet-Computer (die so aussehen wie Frühstücks-Brettchen) sorgen, nachdem sie erst einmal von einem Fachmann eingerichtet worden sind, regelmäßig geradezu für Bekehrung-Erlebnisse: „Dass das so einfach ist, hätte ich mir nicht träumen lassen.“ Eine 70-Jährige aus der Verwandtschaft lässt sich inzwischen regelmäßig Fotos von den Enkeln schicken, plaudert mit ihren Geschwistern per Video-Telefonat. Der Pastor kann ihr die Unterlagen aus der Kirchenvorstands-Sitzung per E-Mail zuschicken. Und am Wochenende sitzt sie mit dem Schwiegersohn am Fenster und klassifiziert die Vögel im Garten anhand des Naturführers, inklusive Fotos und Tondateien. Alles mit diesem „Frühstücksbrettchen“-Computer.