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Familie der Präsidentin von Honduras in Drogenskandal verwickelt

Sie galt als Chance für einen Neuanfang in einem schwer gebeutelten mittelamerikanischen Land. Nun steht die Familie der honduranischen Präsidentin Xiomara Castro im Mittelpunkt eines Drogen-Schmiergeld-Skandals.

Der spanische König Felipe kam, US-Vizepräsidentin Kamala Harris flog mit großer Delegation ein: Als Xiomara Castro im Januar 2022 als erste Frau in Honduras das Präsidentschaftsamt antrat, galt die Linkspolitikerin und Ehefrau des 13 Jahre zuvor unter dubiosen Umständen abgesetzten Präsidenten Manuel Zelaya als Hoffnungsträgerin und Chance für einen politischen Neuanfang. Nur wenig später wurde ihr umstrittener Vorgänger Juan Orlando Hernandez in die USA ausliefert. Der rechtsgerichtete Politiker galt als tief in den Drogenhandel verwickelt, die US-Justiz hatte erdrückende Beweise gesammelt.

Mehr als zwei Jahre später steht die politische Elite von Honduras wieder im Zentrum eines Drogenskandals. Diesmal geht es um die Familie Zelaya Castro, Angehörige der amtierenden Präsidentin und des ehemaligen Präsidenten. Ein Dutzend Verwandte sollen in Verhandlungen mit Drogenbossen über Schmiergeld für die linke Regierungspartei Libre sowie für Zelaya verwickelt sein. Ans Tageslicht gebracht hat dies ein Video, das entsprechende Verhandlungen dokumentieren soll.

In der in dieser Woche von der US-Organisation InSight Crime veröffentlichten Aufnahme ist zu hören, wie Drogenbaron Devis Leonel Rivera Maradiaga vom Kartell “Los Cachiros” der heute regierenden Links-Partei Libertad y Refundacion (Libre) Bestechungsgelder anbietet. Carlos Zelaya, Bruder des Ex-Präsidenten und Schwager der amtierenden Präsidentin antwortet daraufhin, dass “die Hälfte an den Kommandanten gehen sollte”. Gemeint ist damit wohl Manuel Zelaya. Der nationale Antikorruptionsrat forderte inzwischen den Rücktritt der Präsidentin.

Das Video löste in Honduras großen Wirbel aus. Die Linksregierung, die eng mit dem sozialistischen Regime in Venezuela verbandelt ist, setzte kurz zuvor ein Auslieferungsabkommen mit den USA außer Kraft. Unmittelbar davor hatten sich honduranische Regierungsvertreter mit dem wegen Menschenrechtsverletzungen mit US-Sanktionen belegten venezolanischen Verteidigungsminister Vladimir Padrino Lopez getroffen.

Das Ende August ausgesetzte Abkommen hatte die Auslieferung des in den Vereinigten Staaten verurteilten korrupten Ex-Präsidenten Hernandez überhaupt erst möglich gemacht. Es galt als wichtiges Instrument im Kampf gegen den internationalen Drogenhandel. Eine Folge der Aussetzung: Die nun ebenfalls unter Korruptionsverdacht geratenen Familienmitglieder Castros wären erst einmal vor einer Auslieferung geschützt.

Die Präsidentenfamilie weist sämtliche Vorwürfe zurück. Auf kritische Kommentare der US-Botschaft reagierte Tegucigalpa scharf: Die Regierung wertet die Vorkommnisse als einen gezielten Putschversuch gegen sich und verbittet sich eine Einmischung der USA in inneren Angelegenheiten. Die honduranische Botschafterin in Kanada, Beatriz Valle, legte in der Folge aus “rein ethischen und persönlich moralischen Grundsätzen” ihr Amt nieder. Sie könne die Entscheidung ihrer Regierung, den Auslieferungsvertrag nicht einzuhalten, nicht mittragen.

Die Krise dürfte auch auf ein weiteres Thema Einfluss haben: Eines der zentralen Wahlversprechen Castros war die Schaffung einer unabhängigen Anti-Korruptionsbehörde mit Unterstützung der Vereinten Nationen. Doch die Regierung verschleppte die Verhandlungen. Zuletzt erklärte Castro, es könne sein, dass dieses Wahlversprechen nicht eingehalten werden könne.

Honduras gilt als eines der ärmsten Länder Lateinamerikas und als Ausgangspunkt von Armutsmigration in Richtung USA. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Regierungen quer durch alle politischen Lager der Korruption bezichtigt.