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Fachleute kritisieren politische Debatte nach Aschaffenburg

Nach der Messerattacke in Aschaffenburg mit zwei Toten konzentriert sich die politische Debatte auf schärfere Gesetze. Experten fordern nun, genauer auf die Praxis zu schauen, etwa auf fehlende Behandlungsplätze.

 Fachleute der Katholischen Jugendfürsorge Regensburg (KJF) kritisieren die politische Debatte nach der Messerattacke von Aschaffenburg mit zwei Toten und mehreren Schwerverletzten. Gerade die Opfer hätten “eine solide Aufarbeitung und ehrliche Diskussionen verdient”, erklärte Simon Meier, Leiter einer KJF-Beratungsstelle. Bevor Gesetze verschärft würden, müsse auf den Rat von Experten gehört werden, verlangte KJF-Direktor Michael Eibl.

Beide äußerten sich besorgt über geplante Verschärfungen in der Migrationspolitik und im Psychisch-Kranken-Gesetz. Der Tatverdächtige von Aschaffenburg ist ein Asylbewerber, der mehrfach in psychiatrischer Behandlung war. Meier warnte in diesem Zusammenhang vor einer pauschalen Vorverurteilung und Stigmatisierung psychisch kranker Menschen. Dies würde die Bereitschaft verringern, sich behandeln zu lassen.

Außerdem müsse hinreichend zwischen den jeweiligen Krankheiten und ihren unterschiedlichen Wirkungen unterschieden werden, fügte er hinzu. Für Menschen, die eine akute Gefahr für andere darstellten, “steht ein breites Instrumentarium zu Verfügung”. Dieses müsse aber auch angewendet werden. Die psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung entspreche insgesamt nicht dem Bedarf. Bayernweit seien die Wartezeiten für Psychotherapieplätze lang, besonders im ländlichen Raum. Das führe zu schwereren Verläufen seelischer Erkrankungen.