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Wie gefährlich ist die Gruppierung “Muslim interaktiv”?

Der Pädagoge Navid Wali kämpft gegen die islamistische Bewegung “Muslim interaktiv”. Diese Gruppierung, die zuletzt in Hamburg demonstrierte, hält er für sehr besorgniserregend.

 Der TikTok-Kanal der Gruppierung "Muslim Interaktiv"
Der TikTok-Kanal der Gruppierung "Muslim Interaktiv"Imago / Hanno Bode

Nach Ansicht des Pädagogen Navid Wali ist der Zulauf zu den Tarnorganisationen der verbotenen Kalifatsbewegung zur Zeit besorgniserregend. “Ich beobachte von Jahr zu Jahr, dass der Zugang und Kontakt solcher islamistischen Bewegungen zu jungen Menschen einfacher werden”, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Der Mitarbeiter der Nichtregierungsorganisation “Violence prevention network” berät junge Muslime, die in der islamistischen Szene aktiv sind oder waren und hilft ihnen beim Ausstieg.

Verbotene Kalifatsbewegung hat hohe Dunkelziffer

Am vergangenen Wochenende waren rund 1.000 Menschen auf einer von der islamistischen “Muslim Interaktiv” organisierten Demonstration mit Parolen wie “Kalifat ist die Lösung” durch Hamburg gezogen. “Muslim interaktiv” ist eine der Organisationen aus dem Umfeld der seit 2003 mit einem Betätigungsverbot belegten Hizb ut-Tahrir. Sie ist vor allem in Hamburg aktiv und wecke “Assoziationen an Life-Style und Pop-Kultur”, so Wali.

Organisierte Demo von "Muslim Interaktiv" auf dem Steindamm in Hamburg
Organisierte Demo von "Muslim Interaktiv" auf dem Steindamm in HamburgImago / Blaulicht News

Im Rhein-Main Gebiet existiere mit “Realität Islam” eine gesinnungsmäßig ähnliche Gruppierung, die aber eher “einen politischen Touch” besitze und zum Beispiel auf Bundestagsbeschlüsse zum muslimischen Leben in Deutschland direkt mit entsprechenden Videos im Netz reagiere. Bundesweit werden laut Verfassungsschutz 750 Personen (Stand 2022) der verbotenen Kalifatsbewegung “Hizb ut-Tahrir” zugerechnet; dazu kommt laut Wali eine hohe Dunkelziffer.

Anwerbung junger Muslime in digitalen Räumen

Die Bewegung “Muslim interaktiv” etwa versuche gezielt, gut integrierte deutsche Muslime zu erreichen. “Dies wird über die Identität versucht”, sagte Wali. Anhand von Beispielen werde suggeriert, dass in Deutschland nur der Muslim akzeptiert würde, der seine muslimische Identität, die Religion und die Kultur völlig abgelegt habe und außer seinem Namen nichts Muslimisches mehr besitze. Als Beispiel werde hier etwa Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) angeführt.

Die jungen Menschen würden in digitalen Räumen angeworben; die Ideologisierung finde dann im analogen Bereich statt, so Wali. Dabei werde eine Art “ganzheitlicher Ansatz” verfolgt, das heißt, auch die Familie werde zu Wohnzimmertreffs oder Wochenendreisen eingeladen. “Darüber wird versucht, die Person an sich zu binden.”