Sein Hauptwerk war die “Theologie der Hoffnung”. Er hat die Theologie der vergangenen Jahrzehnte mitgeprägt. Jetzt ist Jürgen Moltmann in Tübingen gestorben. Und wird von evangelischer und katholischer Kirche gewürdigt.
Jürgen Moltmann, einer der renommiertesten evangelischen Theologen der vergangenen Jahrzehnte, ist tot. Er starb am Montag in Tübingen im Alter von 98 Jahren.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, würdigte Moltmann als meisterhaften Theologen, der philosophische Traditionen mit Gegenwartsthemen verbunden habe. Moltmann habe Kirche und Gesellschaft international beeinflusst, sagte Fehrs am Dienstag in Hannover.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, beschrieb Moltmann als einen der “prägendsten und prägnantesten” Theologen der Gegenwart. “Wir verneigen uns vor einem, der der Theologie einen Sitz im Leben verschafft hat”, erklärte Bätzing auf der Plattform X.
Moltmanns wichtigste Veröffentlichungen waren die 1964 erschienene “Theologie der Hoffnung” und die 2010 herausgegebene “Ethik der Hoffnung”. Ausgehend vom jüdischen Philosophen Ernst Bloch und dessen “Prinzip Hoffnung”, beschrieb Moltmann, dass Menschen, die auf Christus hoffen, sich nicht mit der Wirklichkeit abfinden, sondern an ihr leiden und sie zu verbessern suchen.
Geprägt wurde der gebürtige Hamburger durch den Zweiten Weltkrieg und eine dreijährige Kriegsgefangenschaft. In gedanklicher und biografischer Nähe zum katholischen Fundamentaltheologen Johann Baptist Metz formulierte Moltmann eine Theologie nach Auschwitz und trat für einen in der Gegenwart verankerten Glauben ein. Stark engagierte sich der Wissenschaftler für das Gespräch zwischen den christlichen Konfessionen.
Als Professor arbeitete Moltmann zunächst in Wuppertal und später in Bonn. 1967 wurde er nach Tübingen berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1994 lehrte. 63 Jahre war Moltmann mit der 2016 gestorbenen feministischen Theologin Elisabeth Moltman-Wendel verheiratet. Das Paar hat vier Töchter. Moltmann, der sich auch intensiv mit Umweltthemen befasst, wurde vielfach geehrt. Er bekam unter anderem 15 Ehrendoktortitel.