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Europäische Wochen Passau eröffnen im Juni mit Friedensappell

Am Anfang stand die Idee von einem vereinten Europa. Mit Kunst galt es, Brücken zu den Nachbarn zu bauen. Auch 2024 wollen die Festspiele in Passau ein Zeichen der Verbundenheit und des Friedens setzen.

 Die 72. Europäischen Wochen Passau eröffnen am 29. Juni mit einer abendlichen Aufführung von “Kriemhild” am Domplatz der Stadt. Damit kehrt das Nibelungenlied nach 800 Jahren an seinen Ursprungsort zurück, wie Intendant Carsten Gerhard und die erste Vorsitzende des Festspielvereins, Rosemarie Weber, im Vorwort zum Programm schreiben. Im Herzen des Bistums Passau sei das Heldenepos auf Geheiß des Passauer Bischofs Wolger von Erla um 1200 niedergeschrieben worden.

Das Sinfonische Spiel von Enjott Schneider verstehe das Werk als einen eindringlichen Friedensappell, Kränkungen und Gier nicht zum Maßstab des Handelns zu machen, schreiben Gerhard und Weber: “ein zeitlos gültiger Imperativ”. Das 2023 uraufgeführte Auftragswerk soll erstmals als stimmungsvolles Open Air mit der Lichtkunst von Lillevan auf der Fassade des Stephansdoms zu erleben sein. Mit dabei Theresa Pilsl in der Titelpartie und Schauspieler Miroslav Nemec, bekannt als Münchner “Tatort”-Kommissar, als Erzähler. Die musikalische Leitung hat Markus Eberhardt.

Vom 27. Juni bis 3. August stehen über 40 Veranstaltungen auf dem Programm, darunter Konzerte, Lesungen und Ausstellungen. Erwartet werden unter anderem das Gidon Kremer Trio, Daniel Hope und das Ensemble AIR. Ein katholischer Festgottesdienst mit Anton Bruckners Messe Nr. 1 d-Moll ist am 7. Juli um 9.30 Uhr zu erleben. Eigens für die Festwochen hat die polnische Künstlerin Natalia Romik Glasskulpturen gefertigt, die vom 5. Juli bis 3. August in der Krypta der Studienkirche Sankt Michael zu sehen sind. Symbole für Plagen der gegenwärtigen Zeit werden von Romik in überdimensionale Glasgefäße eingeschlossen.

Der estnische Komponist Jüri Reinvere hat laut Ankündigung seinen vierteiligen Streichquartett-Zyklus “Four Quartets”, ebenfalls eine Auftragsarbeit der Europäischen Wochen, komplettiert. Jedes der Quartette, das Instrumentalklänge, Lyrik-Zuspielungen und Field-Recordings kombiniere, sei einem Ort in Europa und einer entsprechenden Himmelsrichtung zugeordnet. Der Abschluss stelle Moskau und den Osten ins Zentrum. Die Aufführungen finden am 4. Juli in Fürstenzell und 5. Juli in Osterhofen-Altenmarkt statt.

In der Reihe “Brennpunkte” inszenieren Studierende der Athanor Akademie die performative Lesung “Stimmen der Zuversicht” in der Regie von Nicholas Hohmann (6. Juli). Für das Projekt haben Prominente wie Michel Friedman bis Jonathan Meese Texte und Musikwerke benannt, die sie als Kraftquellen empfinden.

Außerhalb der Saison steht am 27. Oktober ein weiterer musikalischer Höhepunkt an. Dann wird im Passauer Stephansdom Verdis “Messa da Requiem” aufgeführt. Unter der Leitung von Kent Nagano sind die Sänger Elina Garanca, Rene Pape, Liudmyla Monastyrska und Francesco Meli sowie das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu erleben.