WIESBADEN/SIEGEN – Nicht weit von Schloss Biebrich bei Wiesbaden befindet sich eine Oase der spirituellen Kreativität. In einem Bauernhof aus dem 17. Jahrhundert hat der Künstler Eberhard Münch gemeinsam mit seiner Ehefrau Maria Acconci-Münch ein Atelier für Wandmalerei und eine Galerie eingerichtet. Im Innenhof des Ensembles fühlt man sich wie in einer eigenen Welt. Der Lärm der Stadt ist ausgeschlossen. Der Glockenschlag der nahe gelegenen evangelischen Hauptkirche bestimmt den Lebensrhythmus.
Gezeichnet und gemalt hat Eberhard Münch schon, solange er zurückdenken kann. Als Neunjähriger blätterte er interessiert in Kunstführern mit Werken von Franz Marc, Emil Nolde, Paul Gauguin oder Claude Monet. Münch: „Das waren Wegweiser durch die Kunst, die mich begeisterten.“
Zwei Semester Graphikdesign studierte Münch, entschied sich dann aber doch für die freie Kunst und wechselte 1980 zur freien Kunstschule Wiesbaden. Es folgte ein vierjähriges Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg mit dem Abschluss des akademischen Kunstmalers.
Bereits bei seinen Studien der klassischen Malerei in Italien, der Kirchenmalereien des Mittelalters, des Barock oder Rokoko, war der Glaube durch die Bildwerke immer auch mit im Blick. Für ihn, den Künstler, hat der Glaube etwas Bildhaftes. Es ist ihm ein Herzensanliegen, dem Glauben in zeitgemäßen Inhalten und Formen eigene Ausdruckswege zu geben. Das sieht er als seine Aufgabe: „Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.“
Seit 1987 wirkt Eberhard Münch als freier Maler und Raumgestalter. Er gründete das Atelier für Wandmalerei und erhält Aufträge im In- und Ausland an profaner und sakraler Architektur. Er realisiert sakrale Raumkonzepte als Gesamtkunstwerk, Wandmalerei, Glasgestaltung, Raumfarbfassungen, liturgische Ausstattungen, Bildhauerei, Objekte und Paramentik. Er gestaltet die Glocken in St. Stephan, der Kirche mit den berühmten Chagall-Fenstern in Mainz. Ein Auftrag führt ihn bis nach Hongkong, wo er für die methodistische Kirche Glasfenster entwirft.
Vor etwa zehn Jahren begann Münch Bilder zu malen, in denen er seiner spirituellen Schaffenskraft freien Lauf lässt. Viele der Bilder sind als Kalender oder Schmuckkarten erhältlich. Auch Bücher christlicher Autoren wie Margot Käßmann, Anselm Grün, Andrea Schwarz oder Titus Müller enthalten Bilder des Wiesbadener Künstlers. Der Name Münch ist mittlerweile ebenfalls mit der grafischen Gestaltung der Jahreslosungen verbunden, die viele Christen als Leitvers durch das Jahr begleiten.
Themen der Malerei entstehen für Eberhard Münch aus den Ambivalenzen des Lebens. Freud und Leid gehören dazu. Seine Ideen kommen meist spontan, hängen mit der gegenwärtigen Gemütslage zusammen. Gerne orientiert er sich auch an den Festen des Kirchenjahres und nimmt die liturgischen Farben auf. Auch die Jahreszeiten bieten ihm eine Fülle von Themen. Die greift er zumeist in einer harmonischen Formensprache auf. Aber auch Disharmonien gehören dazu.
Etwa zwei Monate im Jahr sind für den Künstler eine besondere Zeit der Inspiration. Die hält er sich frei für neue Ideen und kreatives malerisches Schaffen – konzentriert und mit Kraft, die in dem Moment liegt. Münch: „Es geschieht einfach. Ich male. Gequält darf man nichts machen.“
Hinzu kommt eine überschwängliche Begeisterung, eine Leidenschaft, die mit seinem Glauben, mit Gott zu tun hat. Münch: „In Worte fassen kann ich das nicht.“ In der Malerei versucht er dem Unaussprechlichen einen Namen zu geben.
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Es geschieht einfach. Ich male
Kunstausstellung – Der Künstler Eberhard Münch gestaltet Kirchenräume und illustriert die Jahreslosungen. Seinen Glauben verknüpft er dabei unmittelbar mit seiner Kunst. In Siegen-Geisweid ist jetzt eine Ausstellung seiner Werke zu sehen
