UK 28/2016, Amtsbezeichnung (Seite 7: „Präses“ bevorzugt)
Ein kleiner Fakten-Check zu Frage der Amtsbezeichnung für die leitende Geistliche in der Evangelischen Kirche von Westfalen.
1. Es geht um die Amtsbezeichnung für die leitende Geistliche: statt „Präses“ künftig „Bischöfin“. Um mehr nicht. Nur um eine treffendere Bezeichnung für das Amt, das gerade in Westfalen mindestens so viele Aufgaben beinhaltet wie bei allen Bischöfen/Landesbischöfen in der EKD.
2. „Präses“ sei in unserer Gesellschaft nicht mehr verständlich, wird begründet. Genau. Jedenfalls nicht eindeutig. Ein Beispiel aus Westfalen: Vor allem in den katholischen Gegenden im Münsterland und Sauerland und anderswo ist der „Präses“ geistlicher Repräsentant des katholischen Vereinslebens. Sogar die Schützenbruderschaften haben einen Präses. Das ist in der Regel ein örtlicher Pastor, Kaplan oder Vikar.
3. Kritiker des „neuen“ Titels weisen auf die presbyteriale Grundordnung hin. Doch darum geht es wirklich nicht. Es ist ja überhaupt nicht beabsichtigt, die Grundordnung und damit die Struktur unserer Kirche zu ändern. Um eine einzige Amtsbezeichnung geht es. Auf einem ganz anderen Blatt steht, wie es mit der presbyterial-synodalen Grundordnung in der Praxis aussieht, zum Beispiel vor Ort bei der Beteiligung an Presbyterwahlen.
4. Unterschiede zwischen evangelischen und katholischen Amtsverständnissen? Die gibt es. Es geht hier aber um ein inner-evangelisches Thema. Die meisten Landeskirchen der EKD haben die gewiss allgemeinverständlichere Amtsbezeichnung Bischof oder Landesbischof. Westfalen wird doch diesen EKD-Kirchen nicht bestreiten, dass ihre synodalen Wahlverfahren sich wie bei uns „von unten her“ evangelisch aufbauen.
5. Etwas typisch Evangelisches fehlt im Bericht von den Kreissynoden. Wichtig für uns ist doch das biblische Zeugnis. Um es kurz (wenn auch unvollständig) zu sagen: Von den Ämtern und Diensten, die in unseren Kirchen vorkommen, sind auf jeden Fall im Neuen Testament diese bezeugt: Presbyter (Ältester), Lehrer, Prediger, Pastor (Hirte), Diakon (Armenpfleger) und: Bischof.
Werner Günther, Soest
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