Zwischen Politik, Wissenschaft und Kultur soll die neu eingeweihte Berliner Hedwigskathedrale zum Innehalten anregen. Nach dem Wunsch des dortigen Erzbischofs gilt das für Christen wie für alle anderen Passanten.
Eine Einladung und Aufforderung soll die neu eröffnete Berliner Hedwigskathedrale sein – auch für die Menschen in Berlin, die nicht an einen Gott glauben. Das sagte der Berliner Erzbischof Heiner Koch am Montagabend in einem Dankgottesdienst zur Wiedereinweihung mit den Mitgliedern des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz.
Zwischen Außen- und Justizministerium, zwischen Humboldt-Universität und Humboldt Forum, zwischen Staatsoper und Unter den Linden könne Sankt Hedwig Fragen aufwerfen, wie: “Gibt es vielleicht doch einen Gott? Gibt es vielleicht doch eine größere Welt als die, die wir erforschen und planen können? Gibt es vielleicht ein Leben über den Tod hinaus? Gibt es vielleicht eine Zukunft der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Erfüllung und des Trostes für alle Menschen?”
Erzbischof Koch sieht auch Christen durch das neu eröffnete Bauwerk herausgefordert. Die Kirche erinnere an die Aussage des Apostels Paulus: “Der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr!” – und stelle damit die Frage, “ob wir als Gemeinschaft der Gläubigen uns dessen bewusst sind, dass wir lebendige Steine im Tempel Gottes sind”. Daher seien auch Christen heute gefragt: “Sind wir die Gemeinschaft, in der Gott zu Hause ist? Können die Menschen bei uns die herausfordernde und die heilende Nähe Gottes erfahren? Sind wir mit unseren Widersprüchlichkeiten und Rissen der heilige Tempel Gottes? Sind wir es heute und waren wir es jemals?”
Der Berliner Erzbischof kündigte an, von Sankt Hedwig als “gemeinsamer Kirche in der Bundeshauptstadt Deutschlands” aus die christliche Botschaft und die Anliegen der Kirche in die politischen und gesellschaftlichen Gremien, Gemeinschaften und Institutionen zu tragen und sie gegenüber den für Staat und Gesellschaft Verantwortlichen lebendig und glaubwürdig einzubringen.
Bischof Georg Bätzing betonte im Anschluss, es sei gut, dass es nun wieder eine Hauptstadtkathedrale gebe. Jetzt seien alle gefordert, den Ort zu gestalten, und “lebendige Steine zu sein, die dieses Gotteshaus tragen”, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.