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Erste digitale Synode der Lippischen Landeskirche beendet

Schutz vor sexualisierter Gewalt stand am letzten Tag der Lippischen Landessynode auf der Tagesordnung. Landessuperintendent Arends rief zu gesellschaftlichen Zusammenhalt auf.

Detmold (epd). Die Lippische Landesynode ist am Samstag mit Gesetzen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt und einer Anhebung der Altersgrenze im Kirchenvorstand zu Ende gegangen. Die Landeskirche kann dem beschlossenen Haushalt zufolge im laufenden Jahr mit rund 47 Millionen Euro wirtschaften. Landessuperintendent Dietmar Arends äußerte sich besorgt über die zunehmende Spaltung der Gesellschaft. Aufgabe der Kirche sei es, Anwalt der Schwachen zu sein. Wegen der Corona-Pandemie tagte die Synode erstmals komplett digital.

   Die Lippische Landeskirche verstärkte den Schutz vor sexualisierter Gewalt. Ein am Samstag von der Landessynode beschlossenes Kirchengesetz schreibt künftig Standards für den Schutz vor und den Umgang mit sexualisierter Gewalt vor. Mitarbeitende sind nach dem Gesetz verpflichtet, bei ihrer Einstellung und später
mindestens alle fünf Jahre ein erweitertes Führungszeugnis vorzulegen. Wer wegen einer Sexualstraftat verurteilt ist, kann nicht eingestellt werden. Ähnlich überprüft werden auch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In allen Bereichen der Landeskirche soll es Präventionskonzepte geben.

   «Kirchengemeinden und Einrichtungen mit ihren Angeboten sollen sichere Orte sein», sagte der Juristische Kirchenrat Arno Schilberg. Potentielle Täterinnen und Täter müssten abgeschreckt werden. Zwar habe es bereits ein Präventions- und Interventionskonzept zum Schutz von Kindern und Jugendlichen sowie unabhängige Ansprechpartner für Betroffene in der Lippischen Landeskirche gegeben, hieß es. Das Kirchengesetz schreibe jedoch weitere Regelungen zu Strukturen und Standards vor.

   Corona habe das kirchliche Leben in besonderer Weise geprägt, sagte der Evangelische Beauftragte bei Landtag und Landesregierung, Rüdiger Schuch, in seinem Grußwort vor der Synode. Auch das politische Leben in Nordrhein-Westfalen stehe im Zeichen der Pandemie. Das Land sei jedoch krisenfähig: Es werde «verantwortlich und mutig gehandelt und verhandelt, diskutiert und entschieden», unterstrich der Theologe. Die Landesregierung wisse, was sie den Menschen zumute. Auch die Kirchen seien dabei im Blick: Viele bewunderten «die Besonnenheit und verlässliche Nähe der Kirchen zu den Menschen in Seelsorge, Begleitung, Beratung und Stärkung».

   Der von der Landessynode beschlossene Haushalt für das laufende Jahr liegt bei 47 Millionen Euro, das entspricht etwa dem Niveau des Vorjahres. Aus Kirchensteuern werden im Jahr 2021 rund 35 Millionen Euro erwartet. Die finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise seien nicht so erheblich gewesen wie noch im Sommer befürchtet, erklärte der Juristische Kirchenrat Schilberg. Strukturelle Kürzungen seien zunächst nicht vorgesehen. Langfristig müsse die Landeskirche jedoch durch einen Rückgang an Gemeindemitgliedern mit deutlich sinkenden
Kirchenfinanzen rechnen.

   Besorgt äußerte sich der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, Dietmar Arends, über eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft. Die Ereignisse im August in Berlin, als sich auf den Treppen des Reichstags Rechtsextreme und Reichsbürger versammelten, «sollten uns Warnung sein», sagte Arends dem Evangelischen Pressedienst (epd). «Aber es liegt an uns allen, dass wir uns für den
Zusammenhalt in unserer Gesellschaft starkmachen und entschieden rechten Parolen, rassistischen und antisemitischen Tendenzen entgegentreten», betonte Arends. Aufgabe der Kirche sei es, sich für die armen und benachteiligten Menschen in der Gesellschaft einzusetzen.