Weitenhagen. Dieser Moment mit 13, der war wohl so etwas wie eine kleine Offenbarung. „Ein paar Jugendliche hatten mich herausgefordert“, erzählt Pastor Michael Wacker mit seiner ruhigen, gelassenen Stimme. Diesen Jesus gebe es wirklich, hätten sie gesagt, man könne ihn kennenlernen. Und plötzlich wollte der junge Michael es wissen. „Ich habe gebetet, ganz bewusst in der Haltung: Entweder Jesus ist da oder er ist nicht da.“
Das Echo war überwältigend. „Es war eine unglaubliche Erfahrung von Liebe und Freude!“, sagt er. Eine Erfahrung, die ihn bis heute prägt, diesen 56 Jahre alten Mann, der in Weitenhagen bei Greifswald gerade das Einkehr-„Haus der Stille“ übernommen hat und zugleich die halbe Pfarrstelle im Ort. Ein Spagat, wie er sagt. „Aber mir ist es wichtig, dass ich neben der Arbeit im Einkehrhaus auch Menschen im Alltag begleite.“
Gott – der große Freund der Seele
Am kommenden Sonntag wird Michael Wacker nun offiziell in beide Ämter eingeführt. Im Haus der Stille will er Gästen aus MV und von weit her künftig mit Schweigewochen und anderen geistlichen Übungen helfen, ihr Leben vor sich und Gott auszubreiten, auf ihn zu lauschen, sich von ihm berühren oder gar heilen zu lassen; vom „großen Freund der Seele“, wie Michael Wacker Gott nennt.
Wacker kommt aus Baden-Württemberg, hat in Tübingen Theologie studiert, später in verschiedenen Gemeinden bei Stuttgart gearbeitet. Vor allem für die Arbeit mit Jugendlichen habe er immer eine große Leidenschaft gehabt, sagt er. „Aber jetzt, mit 56, war es Zeit für etwas ganz Neues.“
Die Überzeugung, dass Gottes Stimme in der Stille manchmal besser zu hören sei als im Trubel des Alltags, gewann Wacker schon früh. „Der Pfarrberuf ist so fordernd“, sagt er. „Ich habe gespürt, dass ich kaputt gehe, wenn ich keine Quelle habe, aus der ich immer wieder neu schöpfen kann.“ Er machte also eine Schweigewoche – und sucht seitdem immer wieder die Stille. Inzwischen hat er auch eine zweijährige Ausbildung zum Geistlichen Begleiter absolviert, um Menschen in Schweigezeiten und bei anderen geistlichen Übungen beizustehen.
Aber was passiert eigentlich, wenn man mal ganz bewusst den Alltag aussperrt und sich der Stille aussetzt? „Man begegnet der eigenen Geschichte“, sagt Wacker. Stimmen aus der eigenen Seele würden laut, Schmerz könne hochkommen, Verdrängtes. Aber auch Schönes, Stärkendes. „Dann kann man zusammen mit einem geistlichen Begleiter schauen, ob die Stimme Gottes darunter ist“, sagt er. Und Bilder und Bibelworte könnten Impulse setzen.
Das „Haus der Stille“ scheint Wacker dafür ideal. Allein das Gelände! „Ich glaube, das ist einmalig in Deutschland“. Das Einkehrhaus mit seinem gemütlichen Fachwerk und der einladenden alten Pappelallee davor, gleich daneben die kleine Backsteinkirche, von Grün umrankt und innen so harmonisch gestaltet, dass man beim Eintreten vor Ehrfurcht fast verstummt. Der Friedhof schließt sich an, und rundherum liegt die stille Weite Vorpommerns.