Die Enquete-Kommission des Bundestags zur Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes will ihren Abschlussbericht bis Ende Januar vorlegen. Die Kommission sei aufgrund des Zusammenbruchs der Ampel-Regierung unter Zeitdruck geraten, aber sie gehe davon aus, ihre Arbeit „sehr sachgerecht“ und pünktlich vor dem neuen Wahltermin im Februar abzuschließen, sagte der Vorsitzende der Kommission, Michael Müller (SPD). Am 30. Januar 2025 plant das Gremium, den Bericht dem Bundestag vorzustellen.
In dem Abschlussbericht will die Kommission neben einer Bestandsaufnahme des 20-jährigen Afghanistaneinsatzes auch Empfehlungen für zukünftige Auslandseinsätze der Bundeswehr abgeben. Die Mitglieder der Enquete-Kommission hoffen, dass sowohl die neue Bundesregierung als auch das neue Parlament auf diese Erkenntnisse zurückgreifen werden. „Diese Arbeit ist viel zu wichtig, um in der Schublade zu verschwinden“, sagte die SPD-Menschenrechtspolitikerin und Obfrau der Kommission, Derya Türk-Nachbaur (SPD).
In einigen Fällen habe Deutschland bereits aus dem Afghanistan-Einsatz gelernt. So sei der Truppenabzug in Mali besser verlaufen als der in Afghanistan, betonte Türk-Nachbaur. Dies zeige, dass die Ressorts willens und fähig seien, Strukturen zu verändern und zukunftsorientiert zu denken.
Der 2022 vom Bundestag eingesetzten Kommission gehören elf Abgeordnete und ebenso viele Sachverständige an. Sie befragte Experten und frühere Verantwortungsträger aus Bundesregierungen und Bundeswehr. Ein vor zehn Monaten vorgelegter Zwischenbericht stellte fest, dass Deutschland und seine internationalen Partner „strategisch gescheitert“ seien. Kritisiert wurden überhöhte Ziele, mangelhafte Koordination der Ressorts sowie unzureichende Berücksichtigung kultureller und religiöser Eigenheiten des Landes.
Der internationale Einsatz in Afghanistan begann nach den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001. Die Bundeswehr war seit Anfang 2002 dabei. Rund 93.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten leisteten in den fast 20 Jahren Dienst in Afghanistan, 59 verloren dabei ihr Leben. Kurz nach dem Abzug der internationalen Truppen im Sommer 2021 übernahmen die Taliban wieder die Macht in Kabul.