BIELEFELD – Kirche muss sich einmischen, auch in gesellschaftliche und politische Debatten. Diese Haltung hat die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen, Präses Annette Kurschus, in Bielefeld vor Journalisten bekräftigt. Kurschus warnte vor der Gefahr, dass Politik immer stärker auf Stimmungen setze. Zwar lasse sich ohne Emotionen keine Politik betreiben, sagte die Präses. „Aber wenn Vernunft und Fakten auf der Strecke bleiben, verliert die demokratische Kultur ihr Koordinatensystem“, so Kurschus.
Zur Vernunft zählte die Redlichkeit, „auch unbequeme Fakten klar zu benennen – aber ohne sie für billige Polemik zu benutzen“. Nicht jeder, der auf objektive Schwierigkeiten hinweise, dürfe dafür in eine bestimmte Ecke gerückt werden, sagte die Theologin.
Kurschus wandte sich auch gegen Versuche, „das Kreuz als Aushängeschild einer bestimmten Kultur politisch zu missbrauchen“. Das Kreuz habe von Anfang an dafür gestanden, vermeintliche Sicherheiten in Frage zu stellen und auch zu überraschenden und unbequemen Antworten zu gelangen.
Deutlich wandte sich die Theologin gegen jede Form von Antisemitismus, der immer auch die Grundlage des christlichen Glaubens angreife: „Das Judentum ist die Wurzel des Christentums“, so Kurschus. Allerdings dürfe der Hinweis darauf, dass die aktuelle israelische Siedlungspolitik schwierig ist, nicht sofort zum Vorwurf des Antisemitismus führen.
Vizepräsident Albert Henz, der zum letzten Mal beim traditionellen Jahresmediengespräch dabei war (Seiten 9 und 10), kündigte im Beisein seines Nachfolgers Ulf Schlüter (UK berichtete) für die Landessynode im November eine Hauptvorlage zum Thema „Ich bin fremd gewesen – Kirche und Migration“ an. gmh
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Emotionen, Vernunft. Und Fakten
Welche Themen sind dran? Westfälische Kirche gibt Antworten