Gleich drei Preise hat sich die Regisseurin Lisa Gertsch für ihren Episodenfilm „Electric Fields“ beim Filmfestival Max Ophüls Preis gesichert. Neben dem mit 36.000 Euro dotierten Hauptpreis, gewann sie am Samstagabend in Saarbrücken auch den mit 13.000 Euro dotierten Preis für das beste Drehbuch sowie den undotierten Preis der Filmkritik. „Es ist einfach extrem schön“, sagte sie über die Auszeichnungen. Die Spielfilmjury bezeichnete den Schweizer Episodenfilm als eine „Symphonie des Lebens selbst“.
„Mit traumwandlerisch sicherer Ästhetik und inszenatorischer Präzision schafft dieser Film eine zeitlose Welt: Ein magisches Universum voller Einzelgänger, Suchender und Liebender, in denen wir uns wiedererkennen und auf die er voller Zärtlichkeit und Humor blickt“, sagte Jury-Mitglied Sarika Hemi Lakhani. Der Film zeigt beispielsweise einen Toten, der durch ein Radio zum Leben erweckt wird, eine Glühlampe, die ganz ohne Strom brennt oder eine Frau, die sich plötzlich in Italien wiederfindet.
„Dieser Film ist entstanden aus einer Notsituation heraus, und aus dieser Not entstand viel Freiheit und viel Intuition, mit der wir diesen Film gemacht haben“, erklärte Regisseurin Gertsch. Jeder Film habe eigene Strukturen, eine eigene Zeit und eigene Produktionsbedingungen. Es müsse über die Filmförderung diskutiert werden.
Ähnlich äußerte sich mit Joshua Bader auch einer der Preisträger für den besten Schauspielnachwuchs. „Bitte gebt uns jungen Filmschaffenden viel Geld, damit wir unsere Geschichten erzählen können“, sagte er. Bader wurde für seine Rolle in „Söder“ von Regisseur Raoul Bruck ausgezeichnet. Neben ihm wurde auch Willi Geitmann als bester Schauspielnachwuchs für seine Rolle in „Jenseits der blauen Grenze“ von Regisseurin Sarah Neumann gewürdigt. Die Preise sind mit jeweils 3.000 Euro dotiert. Den mit 5.000 Euro dotierten Publikumspreis und den mit 2.500 Euro dotierten Preis der ökumenischen Jury sicherte sich „Jenseits der blauen Grenze“ von Regisseurin Sarah Neumann über eine Flucht aus der DDR über die Ostsee.
Den Preis für den besten Dokumentarfilm (7.500 Euro) erhielt Regisseurin Lara Milena Brose für ihren Film „Echoes from Borderland“ über Afghanistan-Flüchtlinge in Bosnien-Herzegowina. Der Film führt laut Jury „berührend und
eindrücklich vor Augen“, dass Europa seine Grenzen für Menschen auf der Flucht verschließe, „damit humanistische Werte missachtet und seine Verantwortung nicht wahrnimmt“.
Brose warb dafür, sich weiter mit den politischen Themen zu beschäftigen. „Ich bin seit acht Jahren an Außengrenzen unterwegs und fotografiere dort und filme dort und die Situation wird immer schlimmer, die Grenzen werden immer weiter hochmilitarisiert“, betonte sie. „Es gibt immer mehr Leid, immer mehr Gewalt.“ Es sei nicht nur für die Flüchtlinge eine Katastrophe, sondern auch für die Menschen, die dort lebten. „Diese Gewalt fällt uns am Ende allen auf die Füße, wenn wir das nicht aufhören“, sagte die Regisseurin.
Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) bezeichnete Flucht und Migration als die Themen, die beim Festival wieder hervorstachen. So gingen auch in der Kategorie mittellanger Film der Preis für den besten Film und die Auszeichnung des Publikums (jeweils 5.000 Euro) an die österreichische Produktion „Land der Berge“ von Olga Kosanović, in der es um die kafkaesken Hürden des österreichischen Bleiberechts geht. Die unterschiedlichen Filme zeigten die Schicksale und die Lebensverläufe, die dahinter stünden, betonte Rehlinger. Es seien „nicht nur irgendwelche Probleme“, die irgendwo hingeschoben werden könnten. Vielmehr werde deutlich, „dass wir alle in einer Welt leben und alle miteinander klarkommen können“.