Die Wiesbadener Dekanin Arami Neumann hat die evangelische Martin-Luther-Gemeinde in Wiesbaden als positives Beispiel eines sogenannten Nachbarschaftsraumes hervorgehoben. „Ich weiß, dass es kein leichter Weg war. Aber jetzt kann die Gemeinde inhaltlich arbeiten und ist nicht ewig mit Strukturfragen beschäftigt“, sagte die Dekanin am Freitag in Wiesbaden, als sie den Stand der Umstrukturierungsprozesse in einem der größten Dekanate der EKHN mit rund 65.000 Kirchenmitgliedern vorstellte. Hintergrund ist der als „ekhn2030“ betitelte Spar- und Reformprozess der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).
Der wegen des Rückgangs von Mitgliedern und Kirchensteuern eingeleitete Prozess sieht ein Zusammenrücken der gut 1.000 Kirchengemeinden der EKHN in etwa 160 Nachbarschaftsräumen vor. Ziel ist die gemeinsame Nutzung von Gebäuden, eine Zusammenarbeit der hauptamtlichen Pfarrer und Pfarrerinnen, Gemeindepädagogen und Kirchenmusiker in Verkündigungsteams sowie eine gemeinsame Verwaltungsarbeit. Die Nachbarschaftsräume müssten sich bis 2027 eine Rechtsform geben, das könne von einer Arbeitsgemeinschaft bis hin zur Fusion reichen, so das Dekanat Wiesbaden. Ziel sei es, dass trotz weniger werdenden Finanzen die Kirche vor Ort bei den Menschen bleibe.
Die Martin-Luther-Gemeinde in Wiesbaden ist in der EKHN einer der Nachbarschaftsräume, deren Bildung fertig ist. Im Dekanat Wiesbaden, mit am Ende des Strukturprozesses geplanten sieben Nachbarschaftsräumen, habe diese Pionierarbeit geleistet, sagte die Dekanin. Bereits 2023 waren drei Gemeinden zusammengegangen (Markus-, Heilig-Geist- und Luthergemeinde), zum 1. Januar dieses Jahres kam noch die Johannesgemeinde hinzu. Die neue Martin-Luther-Gemeinde hat nun 5.600 Mitglieder, ein vierköpfiges Pfarrteam, vier Kirchen, sechs Kitas und eine gemeinsame Verwaltung. Pfarrer Johannes Merkel sagte, die Fusion eröffne auch Möglichkeiten. Beispielsweise konnte das Angebot für die Konfirmandinnen und Konfirmanden erweitert werden, sodass es zum bekannten Jahreskurs noch einen Kompaktkurs im Herbst geben solle.
Dass die Martin-Luther-Gemeinde schnell gehandelt habe, nannte Dekanin Neumann mutig. Allerdings gebe es in anderen Nachbarschaftsräumen trotz „einer großen Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen“ andere Schwierigkeiten zu bewältigen, wie etwa größere Strecken zwischen den Gemeinden. Als weiteres schwieriges Beispiel nannte sie größere Zusammenschlüsse von mitunter zehn Gemeinden.