Nun ist wieder völlig offen, wer Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen wird: Der bislang einzige Kandidat für das oberste Leitungamt der Landeskirche und für die Nachfolge von Annette Kurschus verzichtet.
Der evangelische Pfarrer Michael Krause hat seine Kandidatur als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen zurückgezogen. Hintergrund sind Hinweise auf Verstöße gegen das Gebot, persönliche Grenzen einzuhalten, wie das westfälische Landeskirchenamt am Montag in Bielefeld mitteilte. Krause habe die Entscheidung im Einvernehmen mit der Landeskirche getroffen und selbst ein Disziplinarverfahren gegen sich beantragt.
Der Theologe war im Juni vom zuständigen Nominierungsausschuss zum bislang einzigen Kandidaten als Nachfolger der zurückgetretenen Annette Kurschus benannt worden. Die Wahl sollte bei der Landessynode im November erfolgen. Mit rund 1,9 Millionen Mitgliedern ist die westfälische die viertgrößte deutsche Landeskirche. Übergangsweise wird sie derzeit von dem theologischen Vizepräsidenten Ulf Schlüter geleitet.
Kurschus war am 20. November 2023 als westfälische Präses und als EKD-Ratsvorsitzende zurückgetreten. Ihr wird vorgeworfen, als Gemeindepfarrerin in Siegen schon Ende der 1990er Jahre über Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens gegen einen Kirchenmitarbeiter informiert gewesen zu sein, diese aber nicht gemeldet zu haben. Kurschus wies die Darstellung zurück, legte aber mit Hinweis auf die öffentliche Debatte ihre Ämter nieder.
Die Vorwürfe gegen Krause wurden der Landeskirche nach eigenen Angaben vor wenigen Wochen bekannt. Das Amt habe in der vergangenen Woche die Eröffnung eines Disziplinarverfahrens und die damit verbundenen Ermittlungen beschlossen.
Krause und die Kirchenleitung seien sich unabhängig vom Ausgang des Verfahrens einig, dass eine Kandidatur in dieser Situation nicht infrage komme. Der Nominierungsausschuss wolle nun zeitnah einen neuen Kandidaten oder eine Kandidatin finden. Wann eine Wahl stattfinden könne, sei noch unklar.