Die 2024 geplanten Ausstellungen rund um Film, Filmgeschichte und Kino versprechen einen facettenreichen Jahrgang. Eine Auswahl interessanter Ausstellungen in den kommenden Monaten in Deutschland und den Nachbarländern.
Die ältere und jüngste Filmgeschichte des deutschen Kinos, das kinematographische Universum des Hollywoodrepräsentanten James Cameron, die Welt des Tim Burton, ein Rückblick auf das New American Cinema und eine Würdigung der 100-jährigen Geschichte der Schweizer Produktionsfirma Praesens-Film. Das sind nur einige Beispiele für spannende FIlm-Ausstellungen in den nächsten Monaten.
Das ist seit Jahrzehnten eine der ersten Adressen für filmhistorische wie populäre Präsentationen. Am 19. Juni wird unter dem Titel “Neue Stimmen” eine Sonderausstellung über die vielfältige deutsche Filmproduktion ab 2000 eröffnet. Bis 23. Februar 2025 ermöglichen fünf Themeninseln neue Blicke auf das deutsche Kino der vergangenen zwanzig Jahre. Es geht dabei um Fragen, was Film in Deutschland heute ausmacht, welche Stoffe er ins Licht der Öffentlichkeit rückt und welche Akteure im und über Film sprechen.
Welche Aussagen liefert das Medium in der digitalen Ära und (post-)migrantischen Gesellschaft über Identität, Kultur und Leben? Wie stellen sich Produktionsstandort, Verleihstrukturen, Filmförderung und Publikumszuspruch dar? Vielleicht erfährt man auch etwas vom Stellenwert von Koproduktionen und von der Kooperation mit öffentlich-rechtlichen wie kommerziellen Fernsehanstalten.
Noch bis zum 18. August ist die Ausstellung “Der deutsche Film – 1895 bis heute” in der zu sehen. Diese in Kooperation mit der Deutschen Kinemathek in Berlin entstandene sehenswerte Schau zelebriert die Magie des Kinos in einem adäquaten Ambiente. Der in zehn Kapitel gegliederte Überblick reicht vom Wintergartenprogramm der Skladanowsky-Brüder über den expressionistischen Stummfilm, das innovative Kino der Weimarer Republik und die NS-Ära, von den Nachkriegswehen in West und Ost bis zur Entwicklung nach der Wiedervereinigung in die Gegenwart. Es ist weniger ein chronologisches Panorama nationaler Kultur-, Zeit- und Industriegeschichte, als vielmehr eine Reflexion über Parallelitäten und Ungleichzeitigkeiten sowie die revolutionäre Kraft des Mediums Film.
Die widmet dem vielfach ausgezeichneten Dokumentaristen Thomas Schadt unter dem Motto “Fokus Fernsehen Thomas Schadt” noch bis zum 5. Mai eine spannende Realitätsschau aus Vergangenheit und Gegenwart, versammelt in mehr als 50 Filmen von 1982 bis 2019. Das sind Zeitzeugnisse von der Veränderung politischer, gesellschaftlicher und zwischenmenschlicher Verhältnisse und Gefühle. – Ergänzend dazu präsentiert die Kinemathek die Medieninstallation “Berlin Sinfonien” mit den Berlin-Filmen von Walther Ruttmann (1927), Thomas Schadt (2002) und Johannes Schaff (2018) – eine Zeitreise durch ein Jahrhundert Stadtgeschichte und ein Schlaglicht auf die Faszination des Mythos Berlin.
Bis Jahresende ehrt das den Spiel- und Dokumentarfilm-Regisseur Andreas Dresen mit dem von Ugla Gräf kuratierten Porträt “Voll das Leben!”. In Form einer begehbaren Collage und anhand von zehn Schlüsselfilmen werden die diversen Arbeitsschritte zwischen Drehbuch und Dreharbeiten, Teamarbeit und Kreativität der Produktionen beleuchtet.
Das porträtiert bis zum 21. April mit der vorzüglichen Schau “Close-up. Eine Schweizer Filmgeschichte” das wechselhafte Auf und Ab der ältesten noch aktiven Filmgesellschaft der Schweiz, der Praesens-Film. Schwerpunktmäßig geht es um die Zeit von 1924 bis in die 1960er Jahre, wobei die Filme ein spannendes Abbild der gesellschaftlichen Entwicklung im Nachbarland zeigen.
Die ehrt vom 3. April bis zum 5. Januar 2025 den Hollywoodregisseur, Produzenten und Drehbuchautor James Cameron, Schöpfer international erfolgreicher Filme wie “Titanic”, “Terminator”, “Avatar” und “Aliens”. Leben und Werk sollen gleichberechtigt im Zentrum der Konzeption stehen. Mehr als 300 Exponate – auch aus der Privatsammlung des Künstlers – sollen einen ganzheitlichen Blick auf das sechs Jahrzehnte umspannende Oeuvre ermöglichen.
Camerons Kreativität ist bereits in den Zeichnungen und Malereien aus der Jugend erkennbar und mündete konsequent in die entsprechende filmische Umsetzung. “Aufgewachsen in einer kanadischen Kleinstadt, habe ich ununterbrochen gezeichnet. Comics, Science-Fiction-Bücher und Filme, voller Gier verschlungen, inspirierten mich. Ich werde immer mehr als Illustrator denn als Künstler betrachtet. Ich nutzte meine Zeichnungen und Malereien zum Erzählen von Geschichten. Und das war ein perfektes Training, bevor ich Ende 20 zum Film wechselte”, erklärte Cameron einmal.
Im kann sich der Besucher noch bis zum 7. April in das skurrile Universum des amerikanischen Multitalents Tim Burton vertiefen. Die von Jenny He in Kooperation mit dem Künstler verantwortete Schau “The World of Tim Burton” greift auf dessen persönliches Archiv und mehr als 500 selten gezeigte Dokumente, Zeichnungen und visuelle Motive zurück. Diese Objekte integrieren sich durch ihre choreographische Gestaltung ideal in das Museumsambiente der Mole Antonelliana. Wie in einer autobiografischen Erzählung führen neun Kapitel und thematische Nischen die kreativen Ideen und den kinematographischen Herstellungsprozess vor Augen. Tim Burtons ausufernde Imaginationskraft sprengt konventionelle Form-Inhalt-Konzepte, beschert dem kleinen und großen Publikum ein Spektakel für alle Sinne, einen Ort der Schaulust.
“Her Voice. Echoes of Chantal Akerman” heißt die noch bis 10. März der belgischen Filmemacherin gewidmete Schau im . Sieben zeitgenössische Künstlerinnen erinnern in fotografischen und Video-Arbeiten an die Inspiration der 2015 Verstorbenen. Ihre stilbildenden, vom soziopolitischen Feminismus der 1970er-Jahre geprägten Reflexionen finden sich in ihrer sensitiven Ader, in der Beschreibung familiärer Strukturen (im Verhältnis zur Mutter) und der Unterdrückung der Frau. Die Hommage versteht Akermans Werk mit seinen radikalen Ideen und seiner feministischen Kritik als Leuchtturm, der bis in Gegenwart strahlt.
Das überlässt dem katalanischen Film-, Video- und Theaterregisseur Albert Serra vom 7. Juni bis zum 29. September seine gesamte Ausstellungsfläche für eine riesige Installation. Die jüngste Arbeit des Künstlers basiert auf der 2018 für die Berliner Volksbühne eingerichteten, von der Kritik sehr negativ aufgenommenen Theaterinszenierung “Liberte” und seinem gleichnamigen Historienfilm. Eine Gruppe dekadenter adeliger Libertins feiert kurz vor der Französischen Revolution sexuelle Ausschweifungen jenseits aller Konventionen.