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Eine Reise nach La Paz

Samstag früh sind Roxana, Claudia und ich mit einem Bus nach La Paz gefahren, um Janette, die Schwester von Roxana zu besuchen. Auf dem Weg zum Busterminal ist unser Taxifahrer ein wenig ausgetickt und hat gar nicht mehr aufgehört zu hupen, da er nicht den gewohnten Weg fahren durfte. Die Polizei hatte die Strecke nämlich aufgrund eines Wettlaufs zwischen Schulen abgesperrt … Von Vera Stenzel

Von Vera Stenzel

Samstag früh sind Roxana, Claudia und ich mit einem Bus nach La Paz gefahren, um Janette, die Schwester von Roxana zu besuchen. Auf dem Weg zum Busterminal ist unser Taxifahrer ein wenig ausgetickt und hat gar nicht mehr aufgehört zu hupen, da er nicht den gewohnten Weg fahren durfte. Die Polizei hatte die Strecke nämlich aufgrund eines Wettlaufs zwischen Schulen abgesperrt.

Zuckerwasser und Kakao

Die Busfahrt nach La Paz (fünf Stunden) war ein Erlebnis für sich. Ich hatte eigentlich gehofft, noch ein wenig im Bus schlafen zu können, wir sind nämlich schon um halb acht los, aber nichts da. Während der fünf Stunden kamen drei verschiedene Verkäufer in den Bus.

Der Erste hat bestimmt locker zwei Stunden den gesamten Bus unterhalten und den Fahrgaesten erklärt, dass alles Essen schlecht sei, man eigentlich gar nichts mehr essen dürfe, auch nichts mehr trinken, weil alles verschmutzt und verseucht wäre – ausser seiner Medizin, die er dann in kleinen Fläscchen verkauft hat. Zuckerwasser.

Er hat bestimmt 20 Flaschen oder mehr davon verkauft. Allein Claudia hat (aus welchem Grund auch immer) vier Stück gekauft.

Dann ist eine Indigene zugestiegen und hat Essen verkauft, sehr lecker! Und dann kam noch eine, die einfaches Kakao-Pulver verkauft hat, es aber angepriesen hat, als wäre es ein Heilmittel gegen alles.

Auf dem Weg nach La Paz sind wir durch viele kleine Dörfer gekommen. Unter anderem durch das Dorf Caracoll, das genauso aussah wie auch alle anderen Dörfer:

staubige Hauptstrasse, ein paar Stände von Indigenas, eine Autowerkstatt, viele streunende Hunde, schlammige Seitenstraßen, Müll und kaputte Hausfassaden. Und überall Coca-Cola- und Tigo-Werbung.

Als wir in La Paz angekommen sind, wurden wir von Janette abgeholt, haben unser Gepäck in die Wohnung gebracht und sind zur “Alasita”gefahren, einem Markt, der jedes Jahr zum Geburtstag von Ekeko, am 24. Januar, einen Monat lang in La Paz ist.

Die Sage von Ekeko

Im Info-Zelt hat mir ein Mann in gebrochenem Englisch erklärt, was es mit diesem Markt auf sich hat.

Und zwar ist Ekeko ein sehr launischer Gott der Indigenen Bevölkerung in Bolivien, der einem aber manchmal Wünsche erfüllt.

Und dafür ist der Markt da. Auf diesem Markt konnte man nämlich alles, was man sich wünschen kann (Geld, ein Haus, Essen, Liebe, ein Kind, eine Hochzeit, Pflanzen, Freunde,…) in Miniatur kaufen. Man kauft Ekeko sozusagen etwas ab und wenn man Glück hat, erfüllt er einem den Wunsch zu seinem nächsten Geburtstag oder früher oder später.

Ich habe mir ein kleines Lama gekauft, um Bolivien sehr gut kennenzulernen und Spanisch zu lernen und einen kleinen Koffer, in den der Verkäufer noch zusätzlich Geld, Schecks und einen Reisepass reingetan hat, um in Zukunft die Welt zu bereisen und kennenzulernen.

Claudia sollte einer Freundin eigentlich einen weissen Hahn kaufen, damit sie dieses Jahr noch heiratet, hat sie aber nicht gemacht, da sie den Freund nicht mag.

Polizisten als Kartenabreißer

Am Sonntag wollten wir eigentlich schon früher nach Oruro zurueckfahren, aber David (Gastvater) hat angerufen und meinte, dass Claudia nach Cochabamba (dort studiert sie Medizin) fliegen und nicht mit dem Bus fahren soll, wegen der Überschwemmungen, die momentan in ganz Bolivien (ausser in Oruro) ein grosses Problem sind.

Deshalb hatten wir noch ein wenig Zeit und sind in die wunderschöne Altstadt von La Paz gefahren und sind in ein Museum über die Geschichte Boliviens gegangen, nachdem wir in ein anderes nicht reingekommen sind, da Claudia und ich unseren Pass nicht dabeihatten. Das fand ich in wenig seltsam, aber das ist hier anscheinend so. Unsere Eintrittskarten wurden zum Beispiel auch von Polizisten abgerissen.

Ausserdem waren wir noch in einer Ausstellung von MamaniMamani, einem sehr beruehmten bolivianischen Künstler, dessen Bilder sehr schön und farbenfroh sind.

Das Busunglück

Dann sind wir zurueck nach Oruro gefahren (wir haben eine Stunde gebraucht um überhaupt aus La Paz rauszukommen, weil die ganze Zeit noch Leute zugestiegen sind). Die Fahrt war ein bisschen unheimlich, da es schon dunkel wurde und die Landstrassen nicht beleuchtet sind. Streckenweise sind wir auch hoechstens 30 Stundenkilometer gefahren, weil der Busfahrer wahrscheinlich auch nicht so viel sehen konnte und die Strassen auch gerade neu gebaut werden und immer mal wieder Baustellen am Rand auftauchten… Und dann hat Roxana mir auch noch erzählt, dass eine Nichte von ihr, wegen eines Busunglückes, bei dem der Bus sich überschlagen hat, überall Narben im Gesicht hat. Aber sie sei noch gut davongekommen, denn bei dem Unglück seien 22 Menschen gestorben.

Aber wir sind sicher angekommen!

Bis ich anfange im Projekt zu arbeiten, wird wahrscheinlich noch ein wenig Zeit vergehen, da das Projekt für mich erst nach dem Spanisch-Kurs beginnt, der noch nicht begonnen hat…

Yo espero!