Vechta/Langförden. Ein leises Surren, ein leises Klirren, ein paar Gesprächsfetzen: In Halle 6 der Firma M. Knake geht es ruhig zu. Dass hier einer der großen Blechbearbeiter der Region dicken Stahl in Form biegt – zu hören ist das jedenfalls nicht. Hinter einer Glasscheibe sitzt Fertigungsleiter Norbert Kohl, behält die Arbeit und die Kollegen im Blick. Vor allem die drei Neuen, die Syrer, die seit kurzem helfen, die vielen Aufträge rechtzeitig fertigzustellen.
„Wir haben seit längerem Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden. Ende des Jahres fehlte uns dringend Personal. Über private Kontakte zur Flüchtlingshilfe Langförden konnten wir die drei Mitarbeiter gewinnen“, erzählt Geschäftsführer Thomas Grieshop. Deshalb stehen nun Aref Schecho und sein Schwager Jamil Buro an der Abkantbank und sorgen dafür, dass das Blech den richtigen Knick bekommt. Akram Hakimian montiert derweil an der Werkbank Futterecken für Schweineställe. „Das sind gute Leute“, lobt Fertigungsleiter Kohl die drei Syrer, „unwahrscheinlich motiviert und aufgeschlossen.“
Immer pünklich – auch bei Glatteis
Wie motiviert die Drei sind, haben vor allem die vergangenen Wochen gezeigt. Bei Schnee und Glätte fahren sie morgens um halb fünf mit dem Fahrrad von Bakum und Langförden ins Vechtaer Industriegebiet am Alten Flugplatz. Keinen Morgen kommen sie zu spät – selbst dann nicht, als es so glatt ist, dass sie die zehn Kilometer Arbeitsweg zu Fuß zurücklegen müssen. „So motiviert wünsche ich mir alle meine Mitarbeiter“, zeigt sich Norbert Kohl beeindruckt.
So arbeitseifrig Aref, Akram und Jamil auch sind, ein Alleinläufer ist die Beschäftigung der drei Flüchtlinge dennoch nicht. Da ist zum einen die Sprachbarriere. „Bei uns geht es um Präzision, um exakte Winkel, genaue Stückzahlen, um technisches Deutsch“, erzählt Kohl. Vor allem Aref Schecho, der seit einem guten Jahr in Deutschland ist und die letzten Monate dreimal die Woche freiwillig Deutsch im Langfördener Pfarrheim gepaukt hat, sei eine Hilfe – und im Notfall auch der Google-Übersetzer. Trotzdem: „Wenn wir sie dauerhaft in den Betrieb integrieren sollen, müssen sie besser Deutsch sprechen und lesen können.“
Da ist zum anderen der Behörden- und Paragrafendschungel. „Wegen keinem unserer Mitarbeiter hatten wir bisher so viel Rennerei und Telefoniererei wie mit den Flüchtlingen“, sagt Grieshop. „Hätten wir in der Vergangenheit nicht schon einige Erfahrung mit der Beschäftigung von Spaniern gemacht, hätten wir uns an die Thematik wohl nicht rangewagt.“
Staat gefordert
Grieshop wünscht sich mehr Transparenz und bessere Informationen zur Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Nicht immer nur die Anrufbeantworter-Ansage bei der Arbeitsagentur, dass der zuständige Mitarbeiter derzeit nicht erreichbar sei. Er möchte nicht lange recherchieren müssen, um zu erfahren, ob es Fördergelder für Deutschkurse oder Lehrgänge gibt.
Und er würde sich wünschen, dass der Staat ihn zumindest anfänglich dabei unterstützt, den Flüchtlingen einen angemessenen Lohn zu zahlen. „Bis ich sie voll einsetzen kann, braucht es schätzungsweise zwei Jahre“, sagt der Geschäftsführer. Trotzdem bekommen die Drei deutlich mehr als den Mindestlohn. „Das sind Familienväter. Die müssen Frau und Kinder ernähren. Und außerdem will ich ein gewisses Lohngefüge einhalten, um den sozialen Frieden im Betrieb zu wahren.“ Ein guter Lohn – das motiviert natürlich. Doch nicht nur das. Auch der mit dem eigenen Namen bestickte Blaumann tut es.
"Ich liebe es zu arbeiten"
Aref Schecho, der in Syrien auf Baustellen gearbeitet hat, möchte am liebsten gar nicht mehr weg von der Abkantbank. „Ein Jahr war ich zu Hause. Viel zu lang. Ich liebe es zu arbeiten.“ Bis Ende März geht sein Vertrag, ebenso wie der von Jamil Buro, dann müssen sie zum Integrationskurs. Akram Hakimian ist noch bis Ende des Jahres für die Montage engagiert – wenn Arbeit da ist, geht es auch danach für alle drei Flüchtlinge weiter.