Ein Tag im Leben einer Schauspielerin. Die Kamera begleitet die Frau und bleibt immer nah dran. Sie badet, wäscht Wäsche, macht den Haushalt, arbeitet im Theater, hat Kostümprobe, geht zum Zahnarzt und abends ins Konzert und vieles mehr. Verkörpert wird diese Schauspielerin von Anke Engelke.
Das Besondere: In jeder Szene kommt eine andere Frau zu Wort und erzählt von ihren Erfahrungen als Mutter. Man erfährt nicht, wer diese Frauen im Einzelnen sind. Man hört nur ihre Geschichte. Ihre Stimmen sind geblieben, einzig Anke Engelke leiht ihnen ein Gesicht.
Es sind ganz unterschiedliche Schicksale. Da ist die Unternehmerstochter, die auf Geheiß ihres Vaters eine Woche nach der Geburt ihrer Zwillinge wieder im Familienbetrieb arbeiten musste. Ihre Kinder wurden von Kindermädchen und Großeltern versorgt. Erst das dritte Kind wurde wirklich „ihr“ Kind.
Viele Schicksale, eine Schauspielerin: Anke Engelke
Oder die Lehrerin, die wieder berufstätig wurde, fremdging und damit ihre Ehe aufs Spiel setzte. Oder die Mutter, die alles dransetzte, um schwanger zu werden, nur um zu erfahren, dass weder sie noch ihr Mann fruchtbar wären. Sie entscheiden sich für eine Adoption. Nur wenige Wochen, nachdem sie einen Säugling in ihre Familie aufnimmt, wird sie doch noch schwanger.
Eine Frau lernt ihre große Liebe kennen, als sie schon Kinder hat. Sie muss wählen, ob sie bei den Kindern bleibt oder dem Mann in die USA folgt. Was wiegt schwerer? Ihre Mutterschaft oder ihr Recht auf ein glückliches Leben?
Über keine dieser Frauen wird gewertet. Sie kommen einfach nur zu Wort, erzählen ihre Geschichte. Und dadurch, dass nur ein Gesicht für alle diese Mütter steht, lenkt nichts ab. Ihre Geschichten sind eingebettet in einen Alltag, wie er normaler kaum sein könnte. Das verleiht auch den Geschichten Normalität. Das ist gerade bei einem so von gesellschaftlichen Erwartungen und Normen befrachteten Thema wie Mutterschaft wichtig und richtig. Es zeigt, dass Frauen neben der Mutter eben auch Frauen sind. Dass sie über ihre Beziehung zu den Kindern hinaus ein eigenes Leben mit Träumen und Wünschen haben. Und auch ein Recht darauf haben.
Die Väter kommen in den Geschichten nur am Rande vor
Auffällig ist, dass kaum etwas über die Väter bekannt wird. Sie kommen in den Erzählungen der Frauen allenfalls am Rande vor. Es sind ihre Geschichten, die im Mittelpunkt stehen, die wichtig sind.
Der Dokumentarfilm von Carolin Schmitz wählt einen ungewöhnlichen Weg, um ein komplexes Thema fassbarer zu machen. Anke Engelke trägt diesen Film mit ihrer Präsenz. Sie nimmt glaubhaft mit hinein in die so unterschiedlichen Geschichten. Das macht die Doku sehenswert.