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Ein Pastor als “Wetterfrosch”

Nicht nur die Bibel war seine Leidenschaft: Pastor Philipp Wilhelm Prozell beschäftigte sich im 19. Jahrhundert mit Regen, Wind und Sonne. Er gilt als ein Pionier der Meteorologie.

Milan Vasicek / Fotolia

Hinrichshagen. Der Pionier der modernen Meteorologie in Mecklenburg war ein Pastor: Philipp Wilhelm Prozell (1792-1888), der außerdem als Schulreformer und Universalgelehrter bekannt wurde. Zum Andenken an den evangelischen Theologen, der von 1834 bis 1876 Pastor in Hinrichshagen, wurde eine Gedenktafel für den evangelischen Theologen am Südeingang der Dorfkirche von Hinrichshagen bei Woldegk (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) enthüllt. 1848 hatte er im dortigen Pfarrgarten "die erste wissenschaftlich exakte meteorologische Station ganz Mecklenburgs" eingerichtet, heißt es auf der Tafel.
Initiator dieses ersten Gedenkzeichens für Prozell ist der promovierte Historiker Sebastian Prüfer aus Berlin. Der 54-Jährige Studienrat hat eine Ferienwohnung in Bredenfelde, einem Nachbardorf von Hinrichshagen. "Ich habe die Tafel initiiert, weil ich bei meinen Recherchen zur Geschichte von Mecklenburg-Strelitz auf Pastor Prozell gestoßen bin und finde, dass er ein toller Mann war." Der Theologe habe beispielsweise auch landwirtschaftliche Maschinen erfunden, neue Gesangslernmethoden eingeführt, im Pfarrgarten exotische Pflanzen angebaut sowie Sonnenuhren und Fotoapparate konstruiert.
Die etwa 100 mal 60 Zentimeter große, silberfarbene Metalltafel sei schon vor einigen Monaten erstellt worden, sagt Prüfer. Aufgrund der Wetterlage und der Tatsache, dass er zur Enthüllung noch ein Büchlein über Prozell beenden wollte, werde sie aber erst jetzt enthüllt. Etwa 180 Euro habe die Tafel gekostet. Bezahlt hätten das die Kirchengemeinde und seine Familie.

Als Philipp Wilhelm Prozell vor 170 Jahren die Wetterstation in Hinrichshagen einrichtete, musste er zahlreiche Geräte zu Hilfe nehmen, um Temperatur und Niederschläge zu messen. Neben vier Thermometern und Heberbarometer wusste der wetterkundige Pastor auch mit Psychrometer zur Messung der Luftfeuchtigkeit und Thermometrograph für die Temperaturschwankungen umzugehen. 
Als Regenmesser benutzte der Theologe, der vor seinem Pfarramt an der Neustrelitzer Realschule Mathematik und Naturwissenschaften unterrichtete, ein "offenes Gefäß von Blech", das auf einem im Garten frei stehenden hölzernen Gestell ruhte. Immerhin, so wird ihm in der "Geschichte Mecklenburgs" von Ernst Boll bescheinigt, benutzte der damals 56-jährige Theologe "genau regulierte Instrumente" und legte damit den Grundstein für die wissenschaftliche Meteorologie im Land. 
Noch an seinem Ruhesitz im mecklenburgischen Friedland widmete sich Prozell bis ins hohe Alter den meteorologischen Messungen. Erst mit 88 Jahren beschloss er schließlich angesichts abnehmender Kräfte, seine Aktivitäten einzustellen. (epd)