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Doku zu Brad Pitt und Frühwerk “Aus der Mitte entspringt ein Fluss”

Während in Venedig sein neues Werk “Wolfs” vorgestellt wird, zeigt Arte eine interessante Doku über Brad Pitt und zuvor als Einstimmung ein Frühwerk von 1992 – ein Meisterwerk des spirituellen Kinos.

In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:

Seit mehr als 30 Jahren steht der US-amerikanische Schauspieler Brad Pitt vor der Kamera und wandelte sich dabei vom blonden Cowboy zum Charakterdarsteller und einflussreichen Produzenten. Anfangs wurde er stark mit Sexappeal und Glamour verbunden; seine erste große Rolle 1991 als smarter Verführer in “Thelma & Louise” hing ihm lange nach.

Der biografische Film (22.15-23.05) von Thibaut Seve und Adrien Denouette zeichnet seinen ungewöhnlichen Werdegang nach und beleuchtet dabei auch die mitunter mutigen Entscheidungen, mit denen Pitt als Schauspieler, aber auch als Produzent das unabhängige US-amerikanische Filmschaffen bereicherte und erneuerte. Wie Robert Redford vor ihm nutzte Brad Pitt seinen Status als Star und förderte ein anspruchsvolles, kreatives Kino fernab der ausgetretenen Hollywood-Pfade. Zudem spendet er Millionen an Hilfsorganisationen und setzt sich für Naturschutz ein.

Zuvor zeigt Arte (20.15 – 22.15) von 1992, ein Meisterwerk des spirituellen Kinos:

Die ungleichen Brüder Norman (Craig Sheffer) und Paul Maclean (Brad Pitt) wachsen in den 1920-Jahren unter der Obhut ihres Vaters (Tom Skerritt) in dem Städtchen Missoula in Montana auf. Der presbyterianische Reverend predigt seinen Söhnen eine besondere Liebe zur Natur. Vor allem jene Kunst des Forellenfischens, bei der man Fliegen als Köder verwendet, hat es ihm angetan – für den Reverend ist das Fliegenfischen eine Art religiöses Ritual.

Die herangewachsenen Söhne teilen die väterliche Leidenschaft, gehen aber bald unterschiedliche Wege. Während Norman an der Ostküste Literatur studiert und nach erfolgreichem Abschluss des Colleges einer Karriere als Universitätsprofessor entgegenblickt, schreibt Paul Reportagen für eine Lokalzeitung in Montana.

Als Norman nach sechs Jahren erstmals wieder nach Hause kommt, ist aus dem kleinen Bruder ein leichtlebiger Schürzenjäger geworden, der trinkt und bei zwielichtigen Typen hohe Spielschulden hat. Der einst so strenge Vater scheint diese Umtriebe nicht wahrzunehmen. Er hat stattdessen großen Respekt vor Paul, der es in der Kunst des Fliegenfischens zu beinahe magischer Perfektion gebracht hat. Allein der besonnene Norman sieht die Realität, denn er muss dem rebellischen Bruder immer wieder aus der Patsche helfen.

Der Vater misst zwei Dingen im Leben besondere Bedeutung bei: dem Gottesdienst und dem Angeln. Genauer betrachtet, war das Angeln für ihn eine andere Form von Gottesdienst. Nirgends fühlte er sich dem Schöpfer näher als am Ufer der Bergflüsse. Der Fluss war für ihn ein Teil der Ewigkeit, in seinem beständigen Rauschen hörte er die Sprache des alles bewegenden Geistes.

“Aus der Mitte entspringt ein Fluss” ist ein behutsam erzählter Film, der in seiner verinnerlichten Erzählweise dem Geist der autobiografischen Vorlage von Norman Maclean treu bleibt.

In Anlehnung an den poetischen Roman entwirft Regisseur Robert Redford mit großer Umsicht und stiller Intensität die bewegende Vision eines sich aus natürlichen Ordnungen entfaltenden Daseins. Mit einer inszenatorisch heilsamen “Altmodischkeit” überträgt er das faszinierende poetisch-philosophische Konzept und vermittelt filmisch empfindsam dessen spirituelle Bedeutung. In der Einheit aus ruhig fließender Bildbeschreibung und gesprochenem Wort bekommen Blicke und Gesten, vor allem aber die Sprache eine Bedeutung, die den Zuschauer in die Personen hineinhören lässt.

Kameramann Philippe Rousselot gewann für seine meditativen Naturbilder 1993 den Oscar. Der Film war zudem “Kinotipp der katholischen Filmkritik”.