Das Panorama wirkt wie aus einem Bilderbuch: Die Prager Burg erhebt sich im Hintergrund, festlich erleuchtet in der abendlichen Dämmerung, unter dem Schiff die leichten Wellen der Moldau und oben an Deck eine glatte weiße Eisfläche. Die Schlittschuh-Bahn mitten im Prager Zentrum ist im Winter eine der großen Attraktionen der tschechischen Hauptstadt. Wegen der eindrucksvollen Aussicht ist sie die wohl schönste Eisbahn der Stadt – aber bei weitem nicht die einzige. Mehr als zwei Dutzend solcher Bahnen unter freiem Himmel gibt es im Prager Winter. Im Eishockey-begeisterten Land gehören sie regelrecht zum Inventar, und alle sind bestens besucht.
In vielen größeren Städten des Landes sind solche Eisbahnen eine Ergänzung zu den klassischen Eislauf-Hallen. Einen Schlittschuh-Verleih gibt es bei allen diesen Bahnen, um auch spontane Besucher aufs Eis zu locken, und meistens schenken die Eis-Wärter auch noch einen Glühwein aus – das Gesellige steht bei den Open-Air-Eisbahnen schließlich im Vordergrund. Wer sportlich trainieren will, für den Schnelllauf oder den Eiskunstlauf, der geht lieber in die wetterfesten Hallen.
In Prag sind die mobilen Bahnen in diesem Jahr zum regelrechten Trend geworden: Vor Einkaufszentren gibt es sie, in öffentlichen Parks, unter dem markanten Funkturm im Stadtteil Zizkov und sogar auf dem berühmten Wenzelsplatz. Dort steht eine Eisfläche von 30 mal 12 Metern. „Sie ist hier in diesem Jahr zum ersten Mal“, sagt Klára Janderová vom Tourismus-Amt – und zieht einen historischen Vergleich: Eislaufen auf dem Wenzelsplatz habe man zuletzt im Mittelalter gekonnt, als dort noch ein Pferdemarkt abgehalten wurde, dessen Pflaster im Winter an eisigen Tagen überfror.
Während manche Eisbahnen wie die auf dem Wenzelsplatz oder jene an Bord des Schiffs vor allem von Touristen besucht werden, sind die meisten Bahnen in den Wohnvierteln vor allem für Einheimische gedacht. Viele dieser Bahnen werden öffentlich gefördert. Der Stadtteil Prag 2 – ein Bezirk der Hauptstadt – unterstützt allein drei Eisbahnen auf seinem Gebiet. Knapp vier Millionen Kronen lässt er sich das kosten, umgerechnet rund 170.000 Euro.
Die besondere Vereinbarung: Unter der Woche bleiben die Bahnen vormittags für die Öffentlichkeit geschlossen und stehen ganz den örtlichen Schulklassen zur Verfügung. Die können dann bei trockenem Wetter einfach aus ihrer Schule ein paar Schritte zum Eis spazieren, die Schlittschuhe anlegen und im Sportunterricht ein paar Bahnen drehen. Für Schulen ist der Eintritt kostenlos. In manchen Städten sind diese Eisbahnen sogar für alle kostenlos, anderswo wird ein symbolischer Eintrittspreis verlangt.
„Ich sehe Sport als wichtiges Instrument zur gesundheitlichen Prävention“, sagt Michal Zuma, der stellvertretende Bürgermeister des Bezirks Prag 2 – „deshalb sind uns die Eisbahnen das investierte Geld wert.“ Nachmittags kommen oft Jugendliche zum Eishockey-Spielen und an Wochenenden ganze Familien zum Ausflug.