Sonntag: Psalm 139
Montag: Amos 8, 11-14
Dienstag: Amos 9, 1-10
Mittwoch: Hosea 1, 1-9
Donnerstag: Hosea 2, 1-3
Freitag: Hosea 2, 4-15
Samstag: Hosea 2, 16-25
In den Kapiteln 7 bis 9 folgen nun die berühmten Visionen des Amos, Bilder von zeitloser und dramatischer Wucht. Wobei die Heuschrecken, die Feuersbrunst und das Bleilot (das man nicht zuletzt beim Wiederaufbau nach Erdbeben brauchte), aber auch das (über)reife Obst Vergleiche sind, die direkt aus dem Alltag der Menschen stammen und bis heute wie die Gleichnisse Jesu unmittelbar verständlich sind. Die Sprache des Amos ist einfach, deutlich, ja sogar schlicht, aber überwältigend in ihrer inneren Kraft. Bei ihm ist nichts zu spüren von den Schauungen eines Jeremia oder den geheimnisvollen Allegorien Ezechiels. Amos selbst wollte auch gar nicht Prophet sein, er hatte keine Ausbildung dazu und gehörte keiner Gruppe an. Man scheut sich zwar, bei dieser Wucht von Amos als einem „einfachen Mann“ zu sprechen, wie manche es tun. Vielleicht ist er aber einer, an den Luther dachte, als er vom Priestertum aller Gläubigen sprach. Es dauerte nicht lange, bis Amos nach einer wilden Auseinandersetzung mit dem Priester Amazja nach Juda abgeschoben wurde.
Neben Amos ist Hosea der andere bedeutende Prophet dieser Zeit. In etwa sind wohl die Jahre 750 bis 725 vor Christus die Epoche seiner Wirksamkeit. Jedenfalls ist nirgendwo der Untergang des Nordreiches Samaria im Jahr 722 vorausgesetzt. Hosea ist der einzige gebürtige Prediger des Nordreiches, dessen Verkündigung schriftlich überliefert ist.
Die Prophezeiungen sind Dokumente einer politisch aufgewühlten Zeit. Und wie kaum ein anderer redet Hosea konkret in diese Situation hinein. Das Kräfteverhältnis im Nahen Osten stand wieder einmal auf der Kippe. Die kleinen Staaten zwischen Ägypten und der neuen Großmacht Assyrien behielten zwar zum Teil ihre nominelle Selbstständigkeit, aber die Tribute und diplomatischen Abhängigkeiten schränkten die Souveränität doch erheblich ein.
Der Textbefund des Hoseabuches ist schwierig, zum Teil sogar sehr bruchstückhaft. Die kurzen, abgerissenen Sätze, oft nur Stichworte, lassen die leidenschaftliche Erregtheit spüren. Außerdem bekommt man über weite Strecken den Eindruck, dass man es nicht mit Worten des Propheten, sondern mit Fragen und Einwürfen aus dem Hörerkreis zu tun hat oder aber mit Selbstgesprächen des Propheten. Von ihm selbst erfahren wir vor allem (in den Kapiteln 1-3) seine Ehegeschichte, die Hosea als Sinnbild für das Verhältnis zwischen Jahwe und seinem Volk deutet.