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Der letzte seiner Art: Ein Nashorn stirbt aus

Bis zum letzten Atemzug: Arte zeigt in einer Dokumentation das von Pflegern begleitete Aussterben einer Nashornart im Sudan. Wissernschaftler versuchen unterdessen, die Art durch Klonen zu retten

Der letzte Nördliche Breitmaulnashornbulle „Sudan“ genießt die besondere Pflege seines Betreuers. Inzwischen ist er und damit die Art ausgestorben – falls Wissenschaftlern nicht nur ein Klonversuch gelingt
Der letzte Nördliche Breitmaulnashornbulle „Sudan“ genießt die besondere Pflege seines Betreuers. Inzwischen ist er und damit die Art ausgestorben – falls Wissenschaftlern nicht nur ein Klonversuch gelingtArte-Dokumentation / Vs. Goliath Visual, LLC

Auf Suaheli heißt Nashorn „Kifalu“. Das bedeutet auch „Panzerwagen“. So massiv sieht Sudan aus. Doch all das hilft seiner Art nicht. Denn Sudan ist das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn der Welt und damit vom Aussterben bedroht. Das imposante Tier hat ein hohes Alter erreicht. Seinen Lebensabend verbringt er als Touristenattraktion und lebendes Mahnmal zusammen mit zwei weiblichen Nachkommen im Reservat Ol Pejeta am Fuße des Mount-Kenya-Massivs in Kenia. Gepflegt wird er von Rangern.

Die Dokumentation „Das letzte Weiße Nashorn“, die Arte zeigt, begleitet zwei dieser Nashornpfleger – James und den Anfänger Jojo, kurz für Joseph – bei ihrer Tätigkeit, der sie mit viel Herzblut nachgehen. Zudem sie damit in Kenia weder Ansehen noch Wohlstand verdienen. Nicht nur deswegen stellen sie sich die Frage: „Warum tun wir so viel für eine Sache, die hoffnungslos erscheint?“

Nashorn-Horn wird teurer gehandelt als Gold

Sudan kam als Jungbulle in einen Zoo nach Europa und war dort in Sicherheit. Währenddessen wurde seine Art infolge von Krieg und Wilderei fast ausgelöscht. Als sich herausstellte, dass er das letzte männliche Exemplar seiner Art war, kam er mit zwei weiblichen Nachkommen zurück nach Afrika, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Doch weil Nashornhorn teurer gehandelt wird als Gold, würden die Tiere ohne Schutz und Überwachung ermordet.

Der 19. März 2018 ist Sudans Todestag. Der Film begleitet das sterbende Tier bis zum letzten Atemzug. Die Stille danach ist fast unerträglich. Seine Pfleger sind bei ihm auf diesem Weg und trauern um ihn. Zuvor konnten Wissenschaftler DNA zu entnehmen. Damit beginnt im Labor das Klonen. Kurz nach Sudans Tod gelingt es internationalen Wissenschaftlern, invitro den ersten lebensfähigen Nashornembryo zu züchten. Der Dokumentarfilm lässt offen, ob daraus tatsächlich ein lebensfähiges Nashorn wird.

Hautnah erleben, was Aussterben bedeutet

Der Film ist nah dran an den Nashornwächtern. Er beobachtet, er lässt Raum, die Männer kennenzulernen. Die Geschichte erzählt sich aus den Kommentaren und Erzählungen von James und Jojo. Erläuterungen von außerhalb werden eingeblendet. Dadurch gewinnt der Film eine große Authentizität. Der Zuschauer ist unmittelbar dabei. Manche Bilder sind nur schwer zu ertragen. Besonders, als Sudan zum Ende seines Lebens immer schwächer wird. Doch über allem steht die tiefe Liebe der Männer zu den Nashörnern.

Dem Dokumentarfilmer David Hambridge gelingt es, am Beispiel von Sudan und seinen Pflegern hautnah zu zeigen, was Aussterben bedeutet. Wer die letzten Atemzüge des letzten Nördlichen Breitmaulnashorns gehört hat, wird das wohl nie vergessen können. Und ob die verzweifelten Versuche der Wissenschaftler zur Erhaltung der Art von Erfolg gekrönt sind, steht in den Sternen.

Das letzte Weiße Nashorn: Samstag, 8. Juni, 21.45 Uhr, Arte. Online vorab verfügbar bis zum 6. August in der arte-Mediathek.