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Der Koran

Der Koran gilt als Wort und Rede Gottes in arabischer Sprache. Umstritten ist, ob die Formulierungen selbst von Gott stammen (Mehrheitsmeinung), oder Gabriel und/oder Muhammad die göttliche Botschaft in menschliche Sprache übersetzt haben.
Der Koran als Offenbarung (way) stammt von der wohlverwahrten Tafel bzw. von der Urschrift (umm al-kitb) ab. Diese Tafel (metaphorisch gemeint) enthält nur einen Teil des Wissens Gottes und ist seine direkte Botschaft. Daneben wird auch die Welt als Offenbarung bzw. Buch Gottes verstanden, denn die Welt selbst enthält Zeichen, die zu Gott führen.
Nicht das ganze Wissen Gottes befindet sich im Koran, sondern das Wissen Gottes ist unbeschränkt, so dass, koranisch gesprochen, „keine Schreibrohre und Tinte dafür ausreichen könnten, sein Wissen festzuhalten“.
Der Koran versteht sich als letztes Glied in der Kette der göttlichen Offenbarungsschriften. Er bestätigt sie, knüpft an sie an, hat aber auch den Anspruch, Fehldeutungen zu korrigieren.
Der Koran versteht Muhammad als letztes Glied der Prophetenreihe, macht auf die allen gemeinsame Botschaft aufmerksam und sucht in Abraham den gemeinsamen Nenner unter Christen, Juden und Muslimen.
Muhammad ist nicht der Verfasser des Korans, sondern derjenige, der ihn verschriftlichen ließ. Schriftlich festgehalten wurde der Koran von unterschiedlichen Gefährten Muhammads, die auch zugleich den Koran auswendig lernten. Darüber hinaus waren auch Personen vorhanden, die ohne zu schreiben den Koran auswendig lernten. Nach dem Ableben Muhammads, noch im ersten Jahr, wurde dann der Koran vom ersten Kalifen Ab Bakr zum Buch zusammengetragen.
Der Koran ist keine Lehrschrift und keine Dogmatik, auch keine Geschichtschronologie. Er beinhaltet Gleichnisse, Erzählungen und Handlungsanweisungen, die der göttlichen Botschaft entsprechen.
Die Welt ist die Schöpfung des einen Gottes. Gott hilft dem Menschen immer dann, wenn er der Hilfe und Leitung bedarf.
Der Koran stammt von einem Urheber. Jedoch sind die einzelnen Erzählungen in Details und einige Handlungsanweisungen unterschiedlich, da die Suren zu verschiedenen Zeiten herabgesandt wurden. Der Koran entstand innerhalb von 23 Jahren an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten. Daher unterscheiden sich auch Stil und Inhalt der Suren. In Mekka offenbarte Suren sind kürzer und poetisch und ethischen Inhalts, medinensische Suren sind länger und beinhalten hauptsächlich Handlungsweisen.
Der Koran ist innerhalb von 23 Jahren herabgesandt, unter Aufsicht Muhammads verschriftlicht und nach seinem Tod zu einem Buch zusammengetragen worden. Die Aussprüche Muhammads hingegen, die nicht der Koran sind, wurden über zwei Jahrhunderte hinweg gesammelt, verschriftlicht und klassifiziert (Hadithe). Beide sind voneinander zu unterscheiden. Die Aussprüche Muhammads sind nicht der Koran.
Der Koran nimmt auf sich selbst Bezug: An manchen Stellen legt er aus, was vorher offenbart worden war. Er geht zudem auf konkrete Fragen der Ersthörer ein, expliziert Handlungsanweisungen und erzählt dieselben Erzählungen, um in unterschiedlichen Situationen die neu entstehende muslimische Gemeinde zu stärken und recht zu leiten.
Da der Koran elliptisch spricht, ist nicht immer zu erschließen, über welche Situation gesprochen wird. Daher ist es notwendig, die Offenbarungsanlässe aus nicht-koranischem Material zu kennen und die generelle Atmosphäre Arabiens und die Lebensweise der vorislamischen Araber, sowie die auf der arabischen Halbinsel lebenden religiösen Gruppierungen des 6. und 7. Jahrhunderts zu erschließen. Daneben bedarf es der grammatischen Auslegungen koranischer Verse und Ausdrucksformen.
Nach der muslimischen Tradition und auch der Islamwissenschaft im Allgemeinen gilt der Koran mit dem Tode Muhammads als abgeschlossen. Alle Verse, die Muhammad erhalten hatte, sind im Koran vorhanden.