Zingst. „Meine Eltern waren schon oft hier, auch mit mir. Nach und nach habe ich dann angefangen mitzuträllern“, erzählt der 12-jährige Lorenz aus Berlin. Er gehört zu den jüngsten Teilnehmern der Jugendsingwoche im Pommerschen Kirchenkreis, dem sommerlichen Singkreis auf dem Zingsthof an der Ostsee.
Eine Woche lang haben 25 Jugendliche zusammen mit jungen Erwachsenen und Ehemaligen aus ganz Deutschland wieder ein Programm aus klassischen Volksliedern, Motetten und Sommerliedern einstudiert, mal ruhig und gelassen, mal rockig und fetzig. Es ging für sie auf Jubiläumstour von Sieben Eichen über Köln, Brühl und Braunschweig nach Aachen und Greifswald. Denn der Chor hatte seinen 50. Geburtstag zu feiern. „Eine große Tour nach der Singwoche in Zingst gibt es eigentlich selten“, erzählt Landeskirchenmusikdirektor Frank Dittmer, der seit 2014 die Woche als Chorleiter unterstützt.
Christliches Musik-Angebot
Entstanden ist der Zingster Singkreis schon 1967 nach einer Idee des 2015 verstorbenen Kirchenmusikdirektors Hans Peter Günther: als christliches musikalisches Angebot für Kinder und Jugendliche. Nach diesem Konzept funktioniert die Singwoche immer noch. Die 50 Teilnehmer in diesem Jahr sind in unterschiedliche Gruppen aufgeteilt, versehen bestimmte Dienste wie Wecken, Essen vorbereiten, Tischordnung und Umräumen des Essensaales für die Chorproben. Der Tag beginnt früh um 7.15 Uhr, meist mit einem Bad in der Ostsee. Nach Atemübungen und einer Morgenandacht in der Bonhoeffer-Kapelle auf dem Gelände ist Frühstück angesagt, bevor es dann mit der Chorprobe weiter geht.
„Es ist eine feste, gewachsene Gruppe, jeder trägt Verantwortung. Aber wir nehmen auch immer wieder gerne Neue auf“, berichtet der 15-jährige Joseph aus Greifswald, der zum dritten Mal dabei ist. Jeder Teilnehmer hat Chorerfahrung, die aber sehr unterschiedlich sein kann. Während Lorenz zum Beispiel im Schulchor singt, ist Joseph im evangelischen Jugendchor in Greifswald aktiv. Deshalb ist das Repertoire jedes Jahr anders, wie Frank Dittmer bestätigt: „Ich muss anfangs schauen, was der Chor kann und auch, wo wir spielen.“ Denn neben der Tournee gibt es am Abschiedswochenende auf dem Zingsthof immer ein Hauskonzert. „Das ist sehr beliebt bei den Einheimischen, Touristen und auch ehemaligen Teilnehmern“, erzählt Dittmer. Am vergangenen Sonntag sang der Chor auch beim Gottesdienst in Prerow. Frank Dittmer ist immer offen für neue Stücke, die mitunter von Teilnehmern mitgebracht werden. „Dieses Jahr ist es zum Beispiel Cantate Domino“, sagt er. „Das war hier ein richtiger Volltreffer.“