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Dem Geheimnis der Gene auf der Spur

Mit rund 1.200 Objekten auf 850 Quadratmetern versucht die Sonderausstellung in Münster die Frage, was Gene sind, allgemein verständlich zu beantworten. Der erste Raum der Ausstellung ist mit unzähligen Aktenordnern gefüllt. Sie würden jedoch nicht ausreichen, um die 3 Milliarden im Genom enthaltenen Zeichen als Ausdruck abzuheften, wie hier erfahrbar wird.

Unter dem Titel „Gene – Vielfalt des Lebens“ vermittelt die Sonderschau im LWL-Museum für Naturkunde ab Freitag, wie diese kleinen und doch sehr komplexen Funktionseinheiten im Erbgut das Erscheinungsbild und Verhalten aller Lebewesen beeinflussen. Die Ausstellung ist interaktiv und inklusiv aufgebaut mit 40 Tast- und Mitmach-Stationen, die über 60 Anfass-Objekte umfassen.

„Wir haben uns für das Thema entschieden, weil es in vielen Bereichen wie Medizin, Landwirtschaft und Biotechnologie von großer Bedeutung ist“, erklärte der Direktor des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL), Georg Lunemann. Als Beispiele nannte er die Entwicklung neuer Medikamente oder Pflanzen, die widerstandsfähiger gegen Klimaveränderungen sind.

Zugleich löse Gentechnik bei vielen Menschen Unsicherheit aus. „Dem versuchen wir entgegenzutreten, indem wir neutral informieren, das Für und Wider beleuchten und neuste Forschungen einbeziehen“, hob Museumsdirektor Jan Ole Kriegs hervor.

Mit einem Puzzle können Besucher die Proteinbiosynthese „nachpuzzeln“. Damit werde das Thema vor allem für jüngere Besucher greifbar, sagte die Ausstellungsmacherin Anne-Charlotte Antoni.

Wie technisch aus Genen Merkmale beim Menschen entstehen, erklärt ein Video. Auf einer Porträt-Wand, auf der jeweils die Gesichter von Eltern und Kindern abgebildet sind, wird dieser Aspekt anschaulich. Welche Rolle Gene dabei spielen, ob jemand angewachsene Ohrläppchen hat oder nicht, erfährt man in dem Raum ebenfalls.

Eine 5 Meter hohe Eiche, die Lebensraum für zahlreiche Organismen bildet, verweist auf die Vielfalt, die durch Gene entsteht und für Evolution unabdingbar ist. Vielfalt in der Natur ist auch Thema einer großen Schauwand, die mit 170 Tieren, Pflanzen und Pilzen zu den Highlights der Ausstellung zählt.

Die Schau widmet sich auch dem Thema Züchtungen. Zu sehen ist hier aktuelles Obst und Gemüse, das mit früheren Arten auf alten Gemälden in Beziehung gesetzt wird. Ein Dutzend ausgestopfte Hühner verweist ebenfalls auf Züchtungen. Die Bandbreite reicht vom riesigen Kampfhahn bis zum japanischen Zierhuhn mit absurd langen Schwanzfedern.

Betritt man den Ausstellungsraum über Genmutationen, meint man, in eine Comic-Messe geraten zu sein: Eine Wand ist komplett mit großformatigen Superhelden bemalt. „Auch im richtigen Leben können Mutationen sogenannte Superkräfte hervorbringen“, sagte Ausstellungsmacherin Clara Johanna Lange. Als Beispiele nannte sie Virenresistenz oder dass jemand mit extrem wenig Schlaf auskomme.

Wie schon in früheren Ausstellungen hat das LWL-Museum für Naturkunde auch hier wieder mit Grafikstudenten der Fachhochschule Münster zusammengearbeitet. Die Sonderausstellung wird bis Januar 2026 gezeigt.