Am 7. Dezember 1989 kommen im Ost-Berliner Bonhoeffer-Haus erstmals Vertreter von DDR-Regierung, SED-Massenorganisationen, Blockparteien, Opposition und Kirchen am zentralen Runden Tisch zusammen. Bei den Gesprächen geht es um die Zukunft der DDR und um eine neue Machtverteilung. Die Massendemonstrationen in den Wochen davor und die Maueröffnung am 9. November haben das SED-Regime ins Wanken gebracht. Nun soll über das Ende von SED-Herrschaft und Staatssicherheit, eine demokratische Umgestaltung, freie Volkskammerwahlen sowie eine neue Verfassung gesprochen werden.
Vorbild ist der Runde Tisch in Polen, an dem im Frühjahr 1989 in Warschau in der Übergangsphase vom kommunistischen Regime zur demokratischen Republik Gespräche zwischen der kommunistischen Arbeiterpartei, der Gewerkschaft Solidarnosc und der katholischen Kirche stattfanden.
Moderiert wird der Runde Tisch in Ost-Berlin von Kirchenvertretern wie dem Leiter des Sekretariats des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR, Martin Ziegler. Die Bürgerbewegung ist durch Mitglieder der Oppositionsgruppen „Demokratie Jetzt“, „Demokratischer Aufbruch“, „Initiative Frieden und Menschenrechte“, „Vereinigte Linke“, „Sozialdemokratische Partei“ und „Grüne Partei“ vertreten. Sie sehen im Runden Tisch eine Kontrollinstanz, die bis zu freien Parlamentswahlen die Regierung Hans Modrows berät und kontrolliert, aber auch Vorschläge äußert.
Bereits in der ersten Sitzung fällt der Beschluss, die erste freie Volkskammerwahl abzuhalten und eine neue DDR-Verfassung auszuarbeiten. Zudem fordert die Opposition die Auflösung der Staatssicherheit, des DDR-Geheimdienstes. Die Gespräche zwischen den zwölf Delegationen sind nicht einfach. Das Misstrauen zwischen SED-Funktionären und Oppositionsvertretern ist groß.
Ende Januar 1990 beschließt der Runde Tisch, eine „Regierung der nationalen Verantwortung“ zu bilden. Acht Vertreter der Opposition treten dieser Regierung bei, darunter der Ost-Berliner evangelische Pfarrer und spätere DDR-Abrüstungsminister Rainer Eppelmann, der spätere brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck und der Bürgerrechtler Gerd Poppe.