Frankfurt. Nach mehr als 100 Covid-19-Infektionen in einer Frankfurter Baptisten-Gemeinde gehen die Nachforschungen weiter. Der hessische Sozialminister Kai Klose (Grüne) bedauerte, dass keine Adresslisten der Gottesdienstbesucher geführt wurden. Daher gestalte sich die Ermittlung der Infektionsketten durch die örtlichen Gesundheitsämter sehr aufwendig, sagte Klose. Der Würzburger Hygieniker Ulrich Vogel warnte unterdessen vor voreiligen Schlüssen.
Am Wochenende war bekanntgeworden, dass sich in einer Frankfurter Baptistengemeinde mehr als 100 Menschen mit dem Coronavirus infiziert hatten, nachdem sie dort am 10. Mai an einem Gottesdienst teilgenommen hatten. Die Gemeinde erklärte auf ihrer Internetseite, sich zwar an die Abstandsregeln gehalten zu haben, aber ohne Mund-Nasen-Schutz gesungen zu haben. Sie wolle Gottesdienste jetzt nur noch via Internet feiern.
Genaue Aufarbeitung gefordert
Der Hygieniker Ulrich Vogel sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), es komme darauf an, genau zu dokumentieren, was die Ursache des Ausbruchs sei. Vogel ist Sprecher der Ständigen Arbeitsgemeinschaft “Allgemeine und Krankenhaushygiene” der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie. Die genaue Aufarbeitung sei wichtig, weil der Ausbruch sonst alle Bemühungen der Kirchen diskreditiere, wieder Gottesdienste unter strengen Hygienevorschriften zu feiern, betonte er.

Die Regeln zum Mindestabstand von 1,50 Metern, zur Begrenzung der Personenzahl, zu gesonderten Ein- und Ausgängen, Desinfektionsmitteln, Mund-Nasen-Bedeckungen und zum Verzicht auf gemeinsamen Gesang könnten Ansteckungen gut verhindern, sagte Vogel. Ein gewisses Restrisiko, das sich nicht weiter minimieren lasse, bleibe aber immer. Wichtig sei auch, bei Gottesdiensten das Raumvolumen zu beachten und regelmäßig zu lüften, sagte Vogel, der am Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg arbeitet.