Damit hatte wohl kaum jemand gerechnet: Der designierte Kanzlerkandidat Friedrich Merz fiel im ersten Wahlgang im Bundestag durch. Im zweiten Anlauf klappte es dann.
Friedrich Merz ist am Dienstag vom Bundestag zum zehnten Kanzler der Bundesrepublik gewählt worden. Seinen Eid sprach der Bundeskanzler mit dem Zusatz “So wahr mir Gott helfe”. Sein Vorgänger Olaf Scholz, aber auch Gerhard Schröder (beide SPD) hatten auf den Gottesbezug in der Eidesformel verzichtet. Von den neuen Ministerinnen und Ministern sprachen 13 die Eidesformel mit Gottesbezug.
Auch der Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) ließ sich mit dem Gottesbezug vereidigen. Weiter beriefen sich der Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes, Thorsten Frei (CDU), Außenminister Johann Wadephul, Gesundheitsministerin Nina Warken, Wirtschaftsministerin Katherina Reiche, Familienministerin Karin Prien, Digitalminister Karsten Wildberger sowie Verkehrsminister Patrick Schnieder (alle CDU) auf Gott.
Bei der CSU waren es die drei Personen: Innenminister Alexander Dobrindt, Forschungsministerin Dorothee Bär sowie Landwirtschaftsminister Alois Rainer. In der SPD beriefen sich neben Klingbeil Justizministerin Stefanie Hubig und Bauministerin Verena Hubertz bei ihrer Eidesformel auf Gott.
Als erster designierter Kanzler war der CDU-Politiker Merz am Vormittag im ersten Wahlgang gescheitert. Erst im zweiten Wahlgang erhielt er 325 Ja-Stimmen, notwendig waren 316 Stimmen. Im Anschluss an die Vereidigung des Kanzlers erhielten die Minister und Ministerinnen im Schloss Bellevue von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihre Urkunden. Anschließend fand ihre Vereidigung im Bundestag statt.
Auch die evangelische und die katholische Kirche gratulierten Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seiner Wahl. “Von Herzen wünsche ich Ihnen für Ihre Arbeit ein gutes Gelingen, notwendige und mutige Entscheidungen und über allem Gottes reichen Segen”, so der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, unmittelbar nach dem erfolgreichen zweiten Wahlgang im Bundestag.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, wünschte Merz Gottvertrauen, Beharrlichkeit und Geduld im Regierungshandeln. “Ich wünsche Friedrich Merz, dass er bei der Ausübung seines Amtes spürt: Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.” Dies sei hilfreich für einen Bundeskanzler in schwierigen innen- und außenpolitischen Zeiten, so die Bischöfin von Hamburg.
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, erklärte, “wir hoffen sehr auf einen Schulterschluss im Einsatz für eine demokratische und gerechte Gesellschaft und Weltordnung”. Die gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen seien groß. Sie verwies auf den Krieg in der Ukraine und die Krise im Nahen Osten. Sie zeigten, wie gefährdet die europäische und die weltweite Friedensordnung seien. “Auch der Klimawandel stellt uns vor enorme Herausforderungen.” Es gelte den Fliehkräften innerhalb der Gesellschaft zu begegnen und den Zusammenhalt zu fördern.