Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich für eine engere Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union und Afrikanischen Union (AU) ausgesprochen. Beide Seiten hätten auf der Weltbühne mehr Gewicht, wenn sie gemeinsame Positionen definierten und durchsetzten, betonte Steinmeier am Montag in Berlin.
“Lassen Sie uns ein Zeichen setzen gegen die Spaltung der Welt, gegen die Bi-Polarisierung”, sagte Steinmeier an die Adresse der Staats- und Regierungschefs afrikanischer Länder. Diese halten sich derzeit in Berlin zu Beratungen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und weiteren Regierungsmitgliedern auf. Dabei geht es vor allem um eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit.
Das Treffen geht auf die Initiative “Compact with Africa” zurück, die das G20-Treffen vor sechs Jahren in Hamburg ins Leben gerufen hatte. Inzwischen beteiligen sich 13 afrikanische Staaten daran.
In seiner Rede nahm Steinmeier die Forderungen von afrikanischer Seite auf, sich von “der klassischen Rollenverteilung zwischen Gebern und Nehmern” zu verabschieden, “an die wir uns in den vergangenen Jahrzehnten allzu sehr gewöhnt haben”. Dafür müsse sich Deutschland auch mit der “tieferliegenden Geschichte des Kolonialismus auseinandersetzen, die von Gewalt und Unterdrückung gegenüber der afrikanischen Bevölkerung geprägt war”. Ohne eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit sei keine echte Partnerschaft möglich.
Beim “Compact with Africa” gehe es vorrangig um die Stärkung der wirtschaftlichen Beziehungen, so Steinmeier. Schon heute stammten 40 Prozent der in Afrika getätigten Investitionen aus der Europäischen Union. Gerade bei erneuerbaren Energien verfüge der afrikanische Kontinent über enormes Potenzial. Das gelte etwa im Bereich Solar- und Windenergie, bei der Nutzung von Erdwärme und bei Rohstoffen, die in Solarpanels oder Batterien verbaut würden. Sie machten afrikanische Länder zu einem natürlichen Partner bei der weltweiten Energiewende.
Zugleich erinnerte der Bundespräsident daran, dass afrikanische Länder lediglich für vier Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich seien, zugleich aber besonders unter den Folgen des Klimawandels und extremen Wetterereignissen litten. “Ich denke da an die Flutkatastrophe an der nordafrikanischen Küste oder an die schlimmste Dürre seit 40 Jahren, wie Ostafrika sie gerade erlebt hat”, so Steinmeier.