Bonn macht den Aufschlag: Kurz vor dem Jubiläumsjahr um den 300. Geburtstag des Philosophen Immanuel Kant (1724–1804) zeigt die Bundeskunsthalle eine große Ausstellung zu dessen Denken und Leben.
Die Ausstellung unter dem Titel “Immanuel Kant und die offenen Fragen” will Kants Werk bis 17. März auch einem philosophisch nicht vorgebildeten, explizit auch einem jungen Publikum nahebringen. Dabei werden die vier berühmten Kantischen Fragen: “Was kann ich wissen? Was darf ich hoffen? Was soll ich tun? Was ist der Mensch?” die Ausstellung strukturieren.
Die Schau präsentiert das Leben des großen Philosophen unter anderem mit einer Wände füllenden Graphic Novel. Gemälde, Grafiken, wissenschaftliche Instrumente, Karten und Handschriften visualisieren die Kernthemen eines der bedeutendsten Vertreter der abendländischen Philosophie. Besucher sind eingeladen, sich an Mitdenkstationen den zentralen Fragen der Kantschen Philosophie zu widmen. An elf Exponaten wird auch heutige Kritik an Kants Denken formuliert: So habe er sich in seinen Schriften mehrfach abwertend über Juden und “unzivilisierte Völker” geäußert.
Gleichzeitig will die Bundeskunsthalle die historische Person Immanuel Kant, sein Umfeld und seine Netzwerke in den Fokus rücken. Kants Leben war auf das Engste mit Königsberg verbunden, wo er 73 Jahre lang lebte. Deshalb lassen die Ausstellungsmacher die barocke, 1944/45 völlig zerstörte preußische Residenzstadt an mehreren Stationen virtuell wieder auferstehen.
Die Ausstellung ist Teil eines großangelegten Kant-Gedenkens im kommenden Jahr. Dazu gehören auch eine Vorlesungsreihe und weitere Veranstaltungen in der Bundeskunsthalle. Im September beherbergt Bonn den Internationalen Kant-Kongress, der von der Universität Bonn und der Kant-Gesellschaft ausgerichtet wird. Er sollte eigentlich in Kaliningrad (früher Königsberg) stattfinden, wurde aber wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine an den Rhein verlegt.
Auch in Berlin gibt es im Juni eine große wissenschaftliche Tagung zum 300. Geburtstag. Am 22. April, dem eigentlichen Geburtstag, lädt die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften zu einem Festakt und Symposium zum Thema “300 Jahre Kant. Perspektiven für die Philosophie des 21. Jahrhunderts”.