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Bundesbeauftragter: Holocaust-Gedenken digitaler gestalten

Die Zeitzeugen werden immer weniger, doch die Erinnerung an den Holocaust soll nicht aus der Gesellschaft verschwinden. Der Antisemitismusbeauftragte Klein pocht auf neue Formate – doch haben auch diese Grenzen.

Zum Internationalen Holocaust-Gedenktag am Samstag hat der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, neue Formate des Erinnerns gefordert. “Aus meiner Sicht liegt hier bei den Gedenkstätten eine ganz besondere Verantwortung: Sie sollten digitaler und auch mobiler werden, um gerade junge Menschen da ‘abzuholen’, wo sie sich gerne aufhalten”, sagte Klein den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Dies solle sich nicht alleine auf die Sozialen Medien beschränken, sondern auch Sportvereine oder Musikschulen einschließen, in denen Kinder und Jugendliche zusammenkommen. Dafür bräuchten die Einrichtungen jedoch finanzielle Planungssicherheit, so Klein. “Und da müssen wir aus meiner Sicht noch besser werden.”

Auch der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, betonte, wie wichtig innovative Formate gerade für die Auseinandersetzung junger Menschen mit dem Thema seien. Gleichzeitig mahnte er einen vorsichtigen Umgang mit digitalen Techniken wie Künstlicher Intelligenz und Virtual Reality an. “Eins unserer höchsten Güter ist die Glaubwürdigkeit, deswegen stellen wir historische Quellen nicht nach. Unsere Besucher sollen lernen, die authentischen historischen Zeugnisse von computergenerierten Fakes zu unterscheiden, die sich im Netz virenartig verbreiten”, sagte Wagner den Funke-Zeitungen.

Zudem besteht aus Sicht des Gedenkstätten-Direktors beim Einsatz dieser Techniken auch ein ethisches Problem. “Natürlich könnten wir mit Virtual Reality den Gang in die Gaskammer nachbilden. Aber die Todesangst, den Gestank, den Schmerz kann man nicht nachbilden.”

Jeweils am 27. Januar wird weltweit der Opfer des Holocaust gedacht. Das Datum erinnert an die Befreiung der überlebenden Häftlinge des größten NS-Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945.