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BUND: Wasserverbrauch in Deutschland zu hoch

Der Wasserverbrauch in Deutschland ist nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zu hoch. „Wir verbrauchen jährlich 760 Millionen Tonnen Wasser mehr, als neu gebildet wird“, sagte die BUND-Geschäftsführerin Verena Graichen am Dienstag. „Wir machen zurzeit ein Minusgeschäft mit Wasser auf Kosten der zukünftigen Generationen.“ Eine vom BUND in Auftrag gegebene Studie zeige, dass in jedem zweiten Landkreis mehr Grundwasser entnommen werde, als sich natürlich nachbilden kann.

Zwei Drittel des von Privatverbrauchern, Industrie, Energieversorgern und Landwirtschaft entnommenen Wassers stammt nach den Worten von Graichen aus dem Grundwasser. In 201 von 401 Landkreisen in Deutschland werde mehr Grundwasser entnommen, als sich neu bilden kann, erklärte der Studienleiter Robert Lütkemeier vom Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main. Die betroffenen Regionen lägen vor allem in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Hessen, den Stadtstaaten, Teilen Niedersachsens und entlang der Rheinschiene. In 94 Landkreisen seien die Grundwasserstände in den vergangenen Jahren deutlich gesunken.

Der gewerbliche Verbrauch von Grundwasser dominiere die Grundwasserentnahmen vor allem in den Braunkohle-Tagebaugebieten in der Lausitz und im Rheinland, durch die Landwirtschaft im östlichen Niedersachsen, in der Rhein-Main-Region und in Südbaden sowie generell durch das verarbeitende Gewerbe. Grundwasser werde nicht nur durch den lokalen Wasserbedarf überbeansprucht, sondern auch durch Fernleitungen zu Ballungsgebieten. Lütkemeier bemängelte, dass keine Daten öffentlich einsehbar seien, wo genau in den Landkreisen Grundwasser entnommen wird, und dass die summierten Verbräuche nur alle drei Jahre registriert würden.

Im Hitzejahr 2018 hätten kleinere Wasserversorger vor allem in den Mittelgebirgen schon leere Brunnen gehabt, erklärte Lütkemeier. Die Behörden schränkten dann meist die Entnahmen aus Oberflächengewässern ein. Aktuell untersagte etwa die Bezirksregierung Detmold wegen Wasserknappheit ab dem 20. Mai die Wasserentnahme aus Ems und Lippe in bestimmten Landkreisen, die Bezirksregierung Münster verbot ab dem 31. Mai die Wasserentnahme aus der Ems.

„Wir müssen mehr Wasser sparen und es besser verteilen“, forderte die BUND-Geschäftsführerin Graichen. „Alle müssen einen fairen Preis bezahlen.“ Derzeit gebe es Großverbraucher, die Wasser sogar kostenlos beziehen dürften. Daneben müsse Wasser besser sauber gehalten werden, insbesondere von Chemikalien, die nicht zersetzt werden. Niederschläge sollten für die Neubildung von Grundwasser besser im Boden gehalten werden. Dazu müssten Städte als „Schwammstädte“ angelegt und naturnahe Wälder, Auen und Moore gepflegt werden.

Nach einer vom BUND beauftragten Civey-Umfrage Anfang Juni unter 10.000 online in Deutschland befragten Erwachsenen äußerten 29 Prozent der Befragten, dass sie große Sorge vor einer Wasserknappheit in ihrer Region hätten, wie Graichen berichtete. Am meisten Menschen äußerten die Sorge in Brandenburg und Berlin (43 und 41 Prozent der Befragten). Zwei Drittel der Befragten befürworteten, dass Unternehmen mit großem Wasserverbrauch mehr Abgaben zahlen sollten.