Vom dreitägigen Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Neuruppin erhofft sich der Bürgermeister der Stadt, Nico Ruhle (SPD), möglichst viele Begegnungen zwischen Politik und Bürgern. Steinmeier zeige mit diesem Besuch, wie wichtig es sei, an die Basis zu gehen, sagte der Stadtchef dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Ich kann ihn darin nur bestärken“, ergänzte er. Kontakte von Bürgerinnen und Bürgern mit Verantwortungsträgern seien in den vergangenen Jahren nicht so geschehen, wie er es sich wünsche.
Steinmeier verlegt in dieser Woche zum 16. Mal in der Reihe „Ortszeit“ seinen Amtssitz für drei Tage in eine deutsche Kleinstadt. Zum zweiten Mal kommt er dafür nach Brandenburg, ins nördlich von Berlin gelegene Neuruppin. „Verwaltungsintern bedeutet das eine gewisse Anspannung“, sagte Ruhle vor dem Besuch. Er nehme in der Stadt aber eine sehr positive Stimmung wahr. Besondere Vorbereitungen für den Besuch habe es nicht gegeben. „Wir werden ein ungeschöntes Bild abgeben“, sagte Ruhle.
Der Bürgermeister geht davon aus, dass die Bürgerinnen und Bürger seiner Stadt den Kontakt zum Staatsoberhaupt suchen und auch Unmut äußern werden. „Der gemeine Neuruppiner ist nicht auf den Mund gefallen“, sagte Ruhle. Persönlich hoffe er, dass in Gesprächen aber auch zum Ausdruck kommen werde, was sich in den 35 Jahren seit der Wiedervereinigung positiv entwickelt hat. „Da erscheint mir das Bild zuweilen zu negativ“, sagte er.
Vom Bundespräsidenten als „moralische Instanz“ erwartet Ruhle, dass er versucht, gemeinsame Werte zu betonen. „Wir alle merken, die Fliehkräfte in der Politik und der Gesellschaft sind enorm geworden“, sagte er und ergänzte: „Wir sind in einer Bewährungsprobe, was die Staatsform Demokratie angeht.“ Der Bundespräsident sei die geeignete Person, diese Herausforderung auf den Punkt zu bringen.
Mit Blick auf die für diese Woche angekündigten Temperaturen von mehr als 30 Grad sagte Ruhle, der Besuch werde auch eine „klimatische Herausforderung“. „Eine gewisse Kleiderordnung braucht es natürlich beim Bundespräsidenten, aber Sonnenbrille und Kopfbedeckung wären im Gepäck angebracht“, rät er. Ruhle freut sich nach eigenen Worten am meisten auf die gemeinsame Drachenbootfahrt mit dem Bundespräsidenten auf dem Ruppiner See.