Bloß niemandem zur Last fallen – diesen Eindruck sollten alte und sterbenskranke Menschen niemals haben müssen, mahnt der Berliner Bischof. Die gesellschaftliche Realität sehe anders aus. Daran müsse sich etwas ändern.
Der gesellschaftliche Umgang mit Tod und Sterben hat nach Ansicht des Berliner Bischofs Christian Stäblein enorme Defizite. “Wir brauchen viel mehr Hospizplätze, wir brauchen viel mehr Orte, an denen würdiges Sterben mit der Zeit, die uns geschenkt ist, möglich ist”, sagte er am Donnerstag bei der Herbsttagung des Kirchenparlaments der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) in Berlin.
Es brauche eine Gesellschaft, die den Menschen die Sicherheit gebe, dass ihr Leben gewollt sei, gerade auch im Alter. Zu oft werde suggeriert, dass Sterbende und alte Menschen anderen zur Last fielen. In der kollektiven Wahrnehmung, so Stäbleins Eindruck, seien Alter und Bedürftigkeit Probleme, “die der Einzelne lösen könne, solle, müsse”.
Eindeutig wandte sich der Bischof gegen attestierten Suizid. “Ich weiß, es geht bei dieser Frage auch immer um Freiheit, also die moderne Vorstellung davon, Selbstbestimmung, Autarkie”, sagte Stäblein. “Es ist nur sonderbar zu glauben, Freiheit resultiere besonders daraus, den eigenen Tod bestimmen und gestalten zu können und dann ja auch zu müssen.” Medizin nehme heute nach besten Möglichkeiten viele Schmerzen: “Die Seele braucht aber auch Zeit und ein Gegenüber und Gespräch und Gott.”
Die Landessynode tagt noch bis Samstag in Berlin. Auf dem Programm stehen unter anderem die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und das Engagement Jugendlicher, dazu tagt am Freitag erstmals eine Jugendsynode der EKBO. In dem Kirchenparlament vertreten 108 Synodale die rund 800.000 evangelischen Christen in Berlin und Brandenburg und Teilen Sachsens.