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Bischöfin: „Olympia 2024 kann eine Chance sein, wenn… “

Am kommenden Sonntag stimmen die Hamburger darüber ab, ob sie Olympia 2024 in ihrer Stadt wollen. Was sagt die Kirche zu Spielen in der Hansestadt? von Timo Teggatz

So ist es geplant: Das Olympia-Stadion auf dem Kleinen Grasbrook, im Hintergrund die Alster.
So ist es geplant: Das Olympia-Stadion auf dem Kleinen Grasbrook, im Hintergrund die Alster.Entwurf Architekten von Gerkan, Marg und Part

Hamburg. Die Bischöfin lässt sich nicht in die Karten schauen. Wie sie beim Olympia-Referendum abstimmen wird, verrät Kirsten Fehrs nicht und verweist auf das Wahlgeheimnis. Doch die Theologin lässt erkennen, dass sie unter bestimmten Bedingungen durchaus Sympathien für Olympia in Hamburg hat.
„Die Spiele können für die Stadt eine Chance sein, wenn sie eine nachhaltige Stadtentwicklung fördern“, sagt sie. Dazu gehöre, dass die Planungen an sozialen und ökologischen Kriterien ausgerichtet werde, zum Beispiel mit einer sinnvollen Nutzung der Sportanlagen und Unterkünfte nach den Spielen. Ihre Mahnung: „Sport-Großveranstaltungen können die Umwelt belasten und die Spaltung der Gesellschaft vertiefen.“ Das habe man an anderen Orten der Spiele immer wieder beobachten können.

Kirche im Olympia-Aufsichtsrat

Doch ein solches Weltereignis biete auch die Möglichkeit, den Dialog der Religionen voranzubringen. Wie dieser Dialog in die Tat umgesetzt werden kann, dafür nennt Bischöfin Fehrs den „Garten der Religionen“ als Beispiel, den die Kirchen zur Internationalen Gartenausschau in Wilhelmsburg vor zwei Jahren einrichteten. Überhaupt ist die olympische Idee des friedlichen Zusammenspiels der Weltgesellschaft für Fehrs „in einer von Kriegen und Konflikten geprägten Welt wichtiger denn je“.
Doch die evangelische Kirche möchte den Weg zu möglichen Spielen nicht nur kritisch begleiten, sondern sich auch selbst einmischen. So sitzt Pröpstin Ulrike Murmann im Olympia-Aufsichtsrat. „Wir haben die Möglichkeit, unsere Perspektive und unsere Erwartungen in die Planungen einzuspeisen“, so Murmann. Als Beispiel nennt die Hauptpastorin von St. Katharinen ein „einzigartiges Nachhaltigkeitskonzept“, das der Aufsichtsrat beschlossen hat. „Das finde ich wegweisend, mit Hamburg könnte ein Paradigmenwechsel in Sachen Olympia einsetzen“, hofft die Theologin, die in den Hamburger Gemeinden keine klare Stimmung gegen oder für Spiele in der Hansestadt ausgemacht hat. Es sei wie überall in Hamburg, „es gibt begeisterte Befürworter und entschiedene Gegner.“
Eher ablehnend äußert sich Landespastor Dirk Ahrens, Leiter der Diakonie. Bereits im Juli hatte Ahrens eine Kosten-Nutzen-Analyse gefordert – und sieht diese Forderung nicht erfüllt. Die Zahlen, die Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz Mitte Oktober vorgelegt hat, reichen ihm nicht. Scholz hatte angegeben, dass allein auf Hamburg Kosten von 1,0 bis 1,2 Milliarden Euro zukämen.

Diakonie bringt Fragen auf

In seinem Statement für die Evangelische Zeitung wirft Ahrens eine Reihe von Fragen auf. Wer wird an Olympia verdienen? Haben Obdachlose noch einen Platz in der Innenstadt? Wem kommen die Wohnungen zugute, die extra für Olympia gebaut werden sollen? Und dürfen auch Kinder von Arbeitslosen oder Flüchtlinge die Sportstars von 2024 sehen? Mit seiner Meinung taucht Ahrens  auch in einer Broschüre auf, die die Hamburger mit den Wahlunterlagen zum Referendum bekommen haben. Er wird auf einer Seite zitiert, die die Initiative „Stop Olympia“ gestaltet hat – ohne sein Wissen. „Wer öffentlich seine Meinung kundtut, muss sich das gefallen lassen“, so Ahrens, der betont, dass die Zitate in der Broschüre korrekt seien.
In der Veddeler Kirchengemeinde hat Diakonin Uschi Hoffmann eine klare Meinung: „Ich stimme mit Nein“, sagt sie. Denn die Veddel, in Sichtweite des potenziellen Olympiageländes auf der Elbinsel Kleiner Grasbrook, müsse jetzt infrastrukturell vorangebracht werden. Und wenn erst einmal eine Entscheidung für Hamburg gefallen sein sollte, „dann bestimmt das IOC“, befürchtet sie. Zum Thema Olympia diskutiert die Gemeinde schon seit langem. Diakonin Hoffmann hat den Gemeindesaal Olympia-Gegner zur Verfügung gestellt – aber auch Befürwortern.