Bischöfe und kirchliche Repräsentanten in Niedersachsen und Bremen haben an Weihnachten dazu aufgerufen, auch in dunklen Zeiten an der Hoffnung festzuhalten – trotz Kriegen, Krisen und Gewalt wie der Amokfahrt in Magdeburg. Die Gewalttat von Magdeburg liege wie ein Schatten über dem Weihnachtsfest, sagte der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit. Doch Weihnachten sei ein Protest gegen Resignation und Hoffnungslosigkeit: „Trotz allem, was uns Angst macht, wollen und dürfen wir Vertrauen wagen. Trotz aller Spaltungen wollen wir Brücken bauen und darüber gehen.“ Adomeit ist auch Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen.
Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns sagte, die Amokfahrt gehe den Menschen im Braunschweiger Land besonders nahe. Zu den Opfern zählt ein neunjähriger Junge aus dem Landkreis Wolfenbüttel, der bei dem Anschlag getötet worden war. Meyns appellierte an die Menschen, sich einen wachen und anteilnehmenden Blick für die Nöte anderer Menschen zu bewahren. „Das ist nicht leicht angesichts des vielen Leids auf dieser Welt“, sagte der evangelische Theologe. Doch die Weihnachtsgeschichte lehre, dass es sich gerade in schwierigen Zeiten lohne, Hoffnung zu wagen.
Der evangelische Landesbischof Ralf Meister aus Hannover betonte: „Hoffnung ist unberechenbar, in ihr ist alles möglich.“ In der Weihnachtsnacht lebe eine „grenzüberschreitende Hoffnung“, sagte er: „Tut sie sich mit anderen zusammen, wird sie kraftvoll und stark.“ Hoffnung und Hoffnungslosigkeit seien beide ansteckend, führte der Bischof aus: „Sie können Menschen und Gesellschaften infizieren und entweder ratlos, ängstlich und verzweifelt machen oder zuversichtlich und froh.“ Meister ist auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).
Der katholische Bischof Heiner Wilmer aus Hildesheim hob die Friedensbotschaft des Festes hervor. „Wann endlich hören die Anschläge auf den Weihnachtsmärkten wie jetzt in Magdeburg auf?“, sagte er. „Wann endlich wird dem Extremismus der Boden entzogen?“ Er sei überzeugt, die allermeisten Menschen wollten Frieden, sagte der Bischof. Doch eine Minderheit der Menschen setze eine Spirale der Gewalt in Gang. Wilmer appellierte: „Setzt ein Nein gegen die Strategie der Gewalt und ein klares Ja zum Leben aller. Begreift: Der Friede beginnt bei Euch.“
Der neue Osnabrücker katholische Bischof Dominicus Meier forderte die Menschen dazu auf, die Weihnachtsbotschaft als Maßstab für ein gelingendes Leben anzulegen. „In Bethlehem liegt ein ohnmächtiges und schwaches Kind im Stall – unbekannt und erfolglos“, sagte Meier in seiner ersten Weihnachtspredigt als Bischof. Dort gehe es nicht um Leistung. Viele Menschen meinten, sie müssten sich auf Biegen und Brechen durchsetzen. „In Bethlehem erfahren wir etwas ganz anderes“, unterstrich Meier, der im September in sein Amt eingeführt worden war.
Bremens leitender evangelischer Theologe Bernd Kuschnerus sieht die Weihnachtsbotschaft als eine Einladung, sich solidarisch und frei von Selbstsucht und Selbstgefälligkeit in der Gesellschaft zu engagieren. „Um füreinander freizuwerden, aneinander zu denken, zusammenzustehen“, sagte er: „Ohne die Zuwendung zum Nächsten geht Weihnachten nicht.“ Es vertrage sich aber nicht mit der Nächstenliebe, für Probleme Sündenböcke wie etwa „die Flüchtlinge“ zu suchen, anstatt nach Lösungen zu fragen.