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Bedford-Strohm sieht Demokratie nach Trump-Wahl vor Stresstest

Donald Trump wird 47. Präsident der Vereinigten Staaten. Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sieht eine „schwere Belastungsprobe“.

Die Welt blickt mit Sorge auf den Wahlsieg von Donald Trump
Die Welt blickt mit Sorge auf den Wahlsieg von Donald TrumpImago / Xinhua

Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sieht nach der wahrscheinlichen Rückkehr von Donald Trump ins US-Präsidentenamt „wesentliche Grundpfeiler der Demokratie“ in den Vereinigten Staaten in Gefahr. „Es gibt derzeit keinen Grund, nicht zu glauben, dass er die vielen unmenschlichen Dinge, die er im Wahlkampf angekündigt hat, nicht auch umsetzen wird“, sagte der Vorsitzende des auch „Weltkirchenrat“ genannten Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) mit Sitz in Genf.

Bedford-Strohm, der mit einer US-Amerikanerin verheiratet ist und die christliche Szene in den USA gut kennt, bezeichnete die bevorstehenden vier Präsidentschaftsjahre von Trump als „schwere Belastungsprobe“. Dass Trump trotz seines unethischen Redens und Verhaltens ein zweites Mal nach 2016 gewählt wurde, mache ihm große Sorge: „Er kann jetzt durchregieren.“ Nach aktuellen Hochrechnungen könnten die Republikaner auch eine Mehrheit in beiden Kongresskammern erhalten. Auch der Oberste Gerichtshof sei in Republikaner-Hand.

Bedford-Strohm befürchtet, dass Trump seine menschenverachtenden Pläne umsetzen will

Konkret befürchtet Bedford-Strohm, dass Trump seine menschenverachtenden Pläne wie die Deportation von Millionen illegalen Migranten umsetzen will: „Auch wenn sie gegen alle internationalen Rechtskonventionen verstoßen.“ Verstöße gegen Verträge und geltendes Recht störten Trump nicht: „Das ist der Geist, mit dem er in dieses Amt gehen wird“, so der frühere bayerische Landesbischof: „Er hat selbst das Wort ‘Diktator’ in den Mund genommen.“ Der Republikaner werde „ohne Rücksicht auf Verluste bestimmte Themen sofort angehen“.

Der Vorsitzende des Weltkirchenrats, Heinrich-Bedford-Strohm
Der Vorsitzende des Weltkirchenrats, Heinrich-Bedford-Strohmepd-bild-Archiv / Thomas Lohnes

Bedford-Strohm hofft, dass „die Religionsgemeinschaften und die Kirchen in den USA“ eine Kraft sein können, die die gespaltene US-Gesellschaft wieder zusammenbringt. Von einem US-Präsidenten wie Trump sei dies jedenfalls nicht zu erwarten. Zugleich kritisierte er erneut, dass sich vor allem evangelikale Prediger „vor den politischen Karren“ der Republikaner hätten spannen lassen: „Christen müssen sich politisch einmischen, aber vom Evangelium her und nicht andersherum, wie das in den vergangenen Wochen in den USA passiert ist.“ Die Christen glaubten an den Bergprediger, der die Liebe Gottes „allen Menschen gegenüber zur zentralen Maxime unseres Handelns gemacht hat“.

“Beten und öffentlich einstehen, dass die Humanität nicht völlig unter die Räder gerät”

Der frühere EKD-Ratschef reagierte auch auf die Rede Trumps nach der Wahl, in der dieser mit Blick auf das gescheiterte Attentat Mitte Juli gesagt hatte: „Viele Menschen sagten mir, dass Gott mein Leben aus einem bestimmten Grund verschont habe, und dieser Grund ist, unser Land zu retten.“ Diese Verknüpfung, sich als „Werkzeug Gottes“ zu sehen, sei auch der Grund, warum viele Konservative auch über die moralisch-ethischen Defizite Trumps hinwegsähen. Einige begründeten dies auch mit Verweisen aufs Alte Testament, etwa den des Ehebruchs schuldigen König David, sagte er.

Er müsse das Wahlergebnis „jetzt erst mal verarbeiten“ und in sich gehen. „Und man muss dafür beten und öffentlich einstehen, dass die Humanität unter einem US-Präsidenten Trump nicht völlig unter die Räder gerät“, sagte Bedford-Strohm.