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Bedford-Strohm: “Perverse Logik” des Internets gefährdet Demokratie

Internet und Sozialen Medien sind nach Auffassung des früheren EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm zu einer wesentlichen Gefahr für die Demokratie geworden. Denn in diesen Medien stießen vor allem Hassbotschaften und Verschwörungstheorien auf eine große Resonanz und seien deshalb für die privaten Unternehmer in diesem Feld von großem wirtschaftlichem Interesse, sagte Bedford-Strohm am Dienstagabend bei einer Podiumsdiskussion im Ulmer Haus der Begegnung. Diese „perverse Logik der Kommunikation“ müsse dringend durch politische Vorgaben und Rahmen-Regelungen unter Kontrolle gebracht werden. Außerdem müsse eine „Ethik für Programmentwickler“ geschaffen werden.

Ella Oswald vom Vorstand des „Rings der politischen Jugend“, der eine Demokratie-Demonstration in Ulm mit 10.000 Teilnehmern organisiert hatte, sieht bei der Internet-Nutzung mit Sorge die starke Präsenz der AfD beispielsweise auf TikTok, von der vor allem junge Menschen angesprochen würden. Deshalb sollten sich junge Demokraten und auch die etablierten Parteien weit mehr um das Internet kümmern, damit diese Kommunikationsform nicht immer mehr zu einem „Raum der Falschinformationen“ werde.

Bei der Veranstaltung zum Thema „Verteidigt die Demokratie“ – 75 Jahre Grundgesetz„ appellierte der Theologe Bedford- Strohm, der auch Zentralausschuss-Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) ist, an die Christen, sich für die Demokratie starkzumachen. Denn das christliche Menschenbild sei darauf gegründet, dass alle Menschen gleich und ebenbürtig seien. Deshalb gelte für Christen und Kirchen der Anspruch, “wer fromm ist, muss auch politisch sein„. Um dem gerecht zu werden, dürften sich die Kirche aber nicht nur mit sich selbst beschäftigen.
Für den Bildungsexperten Felix Steinbrenner sind die Kirchen eine wichtige “Vorfeldorganisation„ für ein demokratisches Gemeinwesen. Denn die Kirchen böten ein Übungsfeld, wie unterschiedliche Positionen friedlich ausgetragen und “Demokratie als Lebensform” gelebt werden könne. (1042/15.05.2024)