Im Münchner Liebfrauendom gab es nach der Predigt von Kardinal Reinhard Marx in der Christmette Applaus für seine aufbauenden Worte. Auch die anderen bayerischen Bischöfe machten den Christen Mut in schwierigen Zeiten.
Bayerns Bischöfe haben zu Weihnachten dazu aufgerufen, gerade in Zeiten von Krieg und Krisen Weihnachten bewusst zu feiern. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte, das Fest erinnere an einige Grundsätze, “ohne die wir die Probleme der Welt nicht lösen und ein gutes Miteinander nicht nachhaltig aufbauen können”. Er sei überzeugt: “Nur wenn wir die Menschheit als ganze in den Blick nehmen, können wir etwa Herausforderungen wie die Klimakrise angehen.”
Der Erzbischof von München und Freising räumte ein, dass der Blick auf die Zukunft “für viele Menschen verdüstert und unsicherer als je zuvor ist”. Viele zweifelten, ob die Verantwortlichen in der Politik in der Lage seien, die großen Herausforderungen Krieg und Frieden, Klimawandel, Migrationsbewegungen, Polarisierung in den Gesellschaften zu lösen. In einer solchen Situation sei die Versuchung groß, nach einfachen Antworten zu suchen, Verschwörungserzählungen nachzulaufen und Schuldzuweisungen zu verbreiten.
Deshalb muss nach Ansicht von Marx besonders das Überwinden von Gewalt als ein zentrales Motiv von Weihnachten in den Mittelpunkt gerückt werden. Bei “allem notwendigen Recht auf Selbstverteidigung” müsse auch klar sein, “dass nur in der Überwindung der Gewalt der Frieden gefunden werden kann”. Für den Frieden brauche es die “Bereitschaft zu einem gerechten Ausgleich, zu einem gerechten Frieden, ja, zu einem neuen vielleicht sogar versöhnten Miteinander.” Mehr Waffen führten nicht näher zum Frieden.
Der Passauer Bischof Stefan Oster betonte, Weihnachten erzähle etwas “vom maßlosen Maß der Liebe Gottes zu seiner Welt und seiner Schöpfung”. Die Geschichte der Christenheit zeige, dass jene Menschen, die sich diesem Kommen Gottes ebenfalls maßlos geöffnet hätten, immer auch jene gewesen seien, die für die Welt am heilsamsten seien. “Diese oft so friedlose und verwundete Welt braucht die Weihnachtsmenschen. Und sie braucht immer neu die Erinnerung an Weihnachten – damit Frieden wird, damit die Schöpfung aufatmen kann, damit Menschenherzen heiler werden können.”
Nach den Worten des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke kommt Gott klein und unscheinbar in die Welt. Er wolle damit sagen, man kann auch etwas bewegen im Kleinen; versuche, die Welt um dich herum zu verändern. “Wenn viele das tun, dann ändert sich die Welt zum Besseren”, so Hanke. Bambergs ernannter Erzbischof Herwig Gössl sagte, Gott sei Mensch geworden als ein Säugling, der erst mühsam das Sprechen lernen habe müsse. Doch mit seinem Schweigen stehe er allen zur Seite, die aus verschiedenen Gründen keine Worte fänden. Er halte all diese Lebenssituationen mit aus.
Augsburgs Bischof Bertram Meier warnte davor, beim derzeit beliebten Ruf nach Selbstoptimierung, Gott zu vergessen: “Manchmal habe ich den Eindruck, selbst in der Kirche leben wir so, als ob wir Gott nicht mehr bräuchten. Das ist praktischer Atheismus, der sich schleichend im kirchlichen Leben ausbreiten kann.” Das Problem sei, es werde von Gott geredet, aber nicht mehr mit ihm gerechnet. “Wir reformieren die Kirche, aber meistens geht es um Struktur und Organisation.”
In Würzburg erinnerte Bischof Franz Jung an das Friedensangebot Gottes an die Menschen. Er rief dazu auf, damit ernst zu machen im eigenen Leben: “Da gibt es noch viel Luft nach oben.” Zu sehr werde oft in Kategorien der Konkurrenz und der Feindschaft gedacht. Noch immer herrschten Neid und Eifersucht. “Oft genug zeigen wir einander die Krallen und Zähne, um uns zu behaupten und andere wegzubeißen”, gab der Bischof zu bedenken. Mancher, der nach außen hin wie ein Schaf auftrete, entpuppe sich bei näherem Hinsehen als Wolf im Schafspelz.