Das Lutherhaus Eisenach beleuchtet in einer neuen Ausstellung den Kampf von SED-Staatsführung und Kirchen um die Jugend in der frühen DDR. Ausschnitte aus Tagebüchern und Video-Interviews mit Zeitzeugen zeigten, wie hart damals um die Heranwachsenden gerungen worden sei, sagte Co-Kurator und Lutherhaus-Direktor Jochen Birkenmeier anlässlich der Eröffnung am Freitag in Eisenach. Sowohl der SED-Staat als auch die Kirchen hätten in den 1950er Jahren großen Druck auf junge Christen in der DDR ausgeübt.
Die Ausstellung „Jugend, Gott und FDJ“ erzählt laut Birkenmeier die persönlichen Schicksale von Betroffenen, die zwischen der Gründung der DDR und dem Bau der Mauer wegen ihres Glaubens in den Konflikt zwischen Staat und Kirche gerieten. Gezeigt würden an zahlreichen Beispielen verschiedene Formen des Widerstands, aber auch Fälle von Flucht oder Anpassung und Kooperation mit dem SED-Staat.
Laut Co-Kurator Michael Weise wird bei der Beschäftigung mit den Originalquellen zudem deutlich, dass damals nicht nur der Staat den jugendlichen Kirchenmitgliedern Druck gemacht hat. So wurde ihnen beispielsweise die Zulassung zum Studium oder zu dem gewünschten Ausbildungsberuf verwehrt.
Auch die Evangelische Kirche habe anfangs eine rigorose Abgrenzung zum DDR-Staat eingefordert, so Weise. So seien Jugendliche zunächst nicht zum Abendmahl zugelassen worden, die etwa die staatliche Jugendweihe mitmachten. Erst 1958 habe die Kirche in Thüringen erkannt, dass dieser Kampf für sie nicht zu gewinnen sei. Der damalige Landesbischof Moritz Mitzenheim (1891-1977) habe schließlich beides zugelassen.